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Groß Machmin



Groß Machmin war ein Gutsdorf zwischen Stolp und Stolpmünde, das zu beiden Seiten eines Baches, der Faul Beek, liegt, die zur Stolpe hin abfließt. Der Bach trennte das Gut auf der einen, von den Wohnhäusern auf der anderen Seite. Auf einem Hügel mitten im Dorf erhob sich die Kirche, Ein großer Teil des Gemeindegebietes bestand aus Wald. In etwa zwei Kilometer Entfernung führte die Stolpmünder Chaussee (Reichsstraße 125) westlich des Dorfes vorbei nach Stolpmünde.

Einige Angaben über die Gemeinde Groß Machmin aus der Zeit vor 1945 in Kurzform:

Zugehörige Ortsteile (1): Niedermühle

Gemeindefläche in ha 1487
Wohnbevölkerung am 17.Mai 1939 411
Zahl der Haushaltungen 106
Zahl der Wohnhäuser 1925 42
Amtsbezirk Groß Machmin
Standesamtsbezirk Groß Machmin
Gendarmeriebezirk Stolpmünde
Amtsgerichtsbezirk Stolp
Gemeindevorsteher 1931 Marx
Bürgermeister 1937 Bauunternehmer Bernhard Marx
Nächste Bahnstation Karzin
Entfernung 4 km
Bahnlinie Stolp - Dargeröse (Kreisbahn)
Poststelle II Groß Machmin
Letzte postalische Anschrift Groß Machmin über Stolp (Pom.)


Der historischen Dorfform nach ist Groß Machmin ein Zeilendorf. Es war ein altes Lehen der von Schwaven. Bei diesen handelte es sich um das Patriziergeschlecht der Wernitzer, die "Schwaben" genannt wurden, weil sie aus Süddeutschland kamen. Herzog Bogislaw X. belehnte 1485 Lorenz und Simon Schwaven mit Machmin, Bedlin und der Hälfte von Wintershagen. In der Musterrolle wird 1523 Jurgen Szwaue to Machemin genannt. Ein Jürgen Schwave war um 1507 Bürgermeister von Stolp, Bartholomäus Schwave um 1560 herzoglicher Kanzler und nach der Einführung der Reformation evangelischer Bischof in Cammin. Dann ging Groß Machmin auf die Lettows über. Die Hufen-Klassifikation von 1717 enthält die Eintragung:

Besitzer: Landrat Warner von Lettow. Bauern à ½ Lh.: 1. Warner Hopp, 2. Michel Born, 3. Lorentz Wittenborg, 4. Michel Wittenborg. 5. Michel Papenfoth. Cossäthen: 1. Hanß Wittenborg, 2. Peter Papenfoth, 3. Jochim Wittenborg, 4. Hans Wolff.

Nach Brüggemann hatte Groß Machmin 1784 ein Vorwerk, eine Wassermühle, die Obermühle genannt, fünf Bauern, vier Kossäten, einen Krug, eine Schmiede, einen Schulmeister und insgesamt 24 Feuerstellen. Im Jahre 1805 erwarb die Familie von Uckermann, ein altes Patriziergeschlecht aus Stargard, Bedlin und Groß Machmin von den Lettows. Seit 1849 waren die Besitzer: der Justizrat Franz von Uckermann, Konrad Franz von Uckermann, der auch Wintershagen A besaß und 1910 starb, sein Sohn Franz und nach dessen Tode 1924 Konrad von Uckermann. Er behielt Bedlin und verkaufte Groß Machmin 1930 an die Kreissiedlungsgesellschaft Stolp. Der Wald wurde Kreisforst und das Gut aufgeteilt. Es entstand eine ganz neue Siedlung an dem Weg nach Wintershagen. Auf Anregung des Landrats Dombois wurde ein neues Revierförsterhaus erbaut, das auf Vorschlag des Kreistages den Namen „Forsthaus Dombois" erhielt. An der Chaussee von Bedlin nach Weitenhagen am Waldesrand gelegen, leuchtete sein rotes Dach weithin. Im Jahre 1936 wurde ein großes Wildgehe­ge erbaut, das der „Deutschen Jägerschaft" gehörte und mit Rot-, Dam- und Schwarz­wild besetzt war. Kreisrevierforstmeister Gurgel betreute es. Er starb 1943 und ruht an seinem Forsthaus. Groß Machmin war zuletzt ein Bauerndorf. Im Jahre 1939 hatte es 71 landwirtschaftliche Betriebe, die sich wie folgt zusammensetzten:

20 mit 0,5 und unter 5 ha
16 mit 5 und unter 10 ha
30 mit 10 und unter 20 ha
5 mit 20 und unter 100 ha

Das letzte Güteradreßbuch nennt als Bauernhofbesitzer namentlich:

Edwin Guderian 27 ha Hubert Wenzlaff 26 ha
Richard Salomon 54 ha Wilhelm Wenzlaff 26 ha

Der durchschnittliche Grundsteuerreinertrag auf ein Hektar lag mit 5,35 RM gering­fügig unter dem Kreisdurchschnitt (5,95 RM).

Die Gastwinschaft betrieb nach einem Verzeichnis aus dem Jahre 1931 die Witwe Duske. Handel und Handwerk waren vertreten durch das Baugeschäft Bernhard Marx, die Schmiede Friedrich Rahn den Schuhmacher Ernst Rätzke, den Stellmacher Fritz Albrecht und den Tischler Paul Radde.

Seit alter Zeit hatte Groß Machmin eine eigene Kirche. Weithin sichtbar stand sie mitten im Dorf auf einem Hügel. Sie stammte aus dem Jahre 1892. An die vorherige Kirche erinnert ein kleines Glasbild mit einem Wappenschild der Schwaven, denen Groß Machmin früher gehörte. Es zeigte eine rote Rose in blauem Felde, aus der drei Kleeblätter hervorwuchsen. Darunter stand zu lesen: Lorentz Swave to Machmin 1570. Die abgebrochene Kirche stammte aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Sie war ein niedriger kleiner Fachwerkbau mit kleinen Fenstern und einer dürftigen Ausstattung. Sie halte zwei ausladende Chöre, von denen der eine für das Patronat, der andere für die Männer bestimmt war, während die Frauen unten saßen. Um 1880 war sie in all ihren Teilen so baufällig, daß sie polizeilich geschlossen werden mußte. Auch war die Kirche viel zu klein, denn 1829 wurde Karzin, das bisher zur St.-Petri-Kirche gehört hatte, nach Groß Machmin emgepfarrt. In der neuen Kirche lag vor dem Altar eine Grabsteinplatte, eine von sieben im Landkreis Stolp, und sie war die älteste von allen. Die Umschrift war stark abgetreten und der Name des Toten nicht mehr vorhanden. Wahrscheinlich handelt es sich um den Ritter Lorentz Suave, dessen Wappen das Sakristeilenster der Kirche zierte. Im Jahre 1596, am 23. Januar, ist er gestorben. Außerdem wurde in die neue Kirche ein Taufstein von 1613. ein Abendmalskelch von 1693 und verschiedene kleine Ölgemälde aus dem 17. Jahrhundert übernommen. Die Orgel schenkte der Patron von Zitzewitz-Nippoglense, und das große Altarkruzifix Frau von Uckermann, eine geborene von Puttkamer, in Groß Machmin. Von den beiden Glocken wurde die älteste von 1590 ein Opfer des Ersten Weltkrieges, die andere von 1606, mit dem Namen des Patrons und Pastors, blieb erhalten.

Groß Machmin war schon 1590 Tochterkirche von Weitenhagen. Es gehörte zum Kirchspiel Weitenhagen und damit zum Kirchenkreis Stolp-Stadt. Alle Dorfbewohner waren evangelisch. In der im Jahre 1932 zweistufigen Volksschule unterrichtete ein Lehrer in zwei Klassen 70 Schulkinder. Lehrer war Georg Brunke und zuletzt Otto Zessin.

Als 1945 die Russen kamen, blieben die Bewohner geschlossen in Groß Machmin zurück. Der Ort wurde am 8. März zwischen 15 und 16 Uhr von den Russen besetzt. Viele Trecks aus Ostpreußen waren im Ort, Flüchtlinge aus Groß Brüskow, ein Treck aus Quackenburg und Treckwagen aus Seelitz im Kreis Rummelsburg. Am 10. März zogen größere Panzerverbände durch Groß Machmin. Im Sommer 1945 erschienen die ersten Polen auf der Westsiedlung. Die gesamte Dorfbevölkerung wurde vertrieben. Die Heimatortskartei Pommern hat später 167 Dorfbewohnerin der Bundesrepublik Deutschland und 131 in der DDR ermittelt. Groß Machmin wurde Machowino.

Kriegs- und Vertreibungsverluste: 16 Gefallene, 10 Ziviltote und 29 Vermißte ("unge­klärte Fälle").

Literatur

E. G.: Die Kreisforst Dombois. In: Slolper Heimatblatt 1955. S. 141
Hardow, Alte und neue Grabdenkmäler im Stadt- und Landkreis Stolp, S. 14
Kirchweihe in Groß Machmin vor 50 Jahren. In Ostpommersche Heimat 1933, Nr. 13
Geneal. Taschenbuch B 1936. S. 658, 659
Ost-Dok. 1 Nr. 172, pag. 185-186

(Quelle: "Der Landkreis Stolp in Pommern" Zeugnisse seiner deutschen Vergangenheit von Karl-Heinz Pagel)

(Quelle: BBF / DIPF / Archiv, Sammlungen der Gutachterstelle des BIL. Lehrerkartei und Personalbögen.)