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Bedlin



Auf halbem Wege zwischen Stolp und Stolpmünde liegt am Übergang über die Stolpe die Gemeinde Bedlin. Das Gemeindegebiet bestand aus Wiesen nördlich der Stolpe, bewaldeten Ufern auf beiden Seiten des Flusses und Ackerland im Süden bis über die Bedliner Berge hinaus. Die Stolpmünder Chaussee (Reichsstraße 125) führte unmittelbar am Dorf vorbei nach Stolpmünde.

Einige Angaben über die Gemeinde Bedlin aus der Zeit vor 1945 in Kurzform:

Zugehörige Ortsteile: keine

Gemeindefläche in ha 527
Wohnbevölkerung am 17.Mai 1939 198
Zahl der Haushaltungen 57
Zahl der Wohnhäuser 1925 23
Amtsbezirk Groß Machmin
Standesamtsbezirk Groß Machmin
Gendarmeriebezirk Stolpmünde
Amtsgerichtsbezirk Stolp
Gemeindevorsteher 1931 Albrecht
Bürgermeister 1937 Landwirt Franz Albrecht
Nächste Bahnstation Strellin
Entfernung 2,5 km
Bahnlinie Stolp-Stolpmünde (Reichsbahn)
Poststelle Bedlin
Letzte postalische Anschrift Bedlin über Stolp (Pom.)

Der historischen Dorfform nach ist Bedlin, früher Beddelin genannt, ein kleines Gassendorf. Es befand sich 1485 im Besitz der von Schwaven und 1626 der von Lettow, die es bis 1805 besessen haben. Am 2. Januar 1723 wurde hier der berühmte an der Universität Leyen in Holland wirkende Professor der Philosophie, Geschichte, Beredsamkeit und der griechischen Sprache, David Ruhnke (Ruhnkenius), geboren. Die Hufen-Klassifikation von 1717 enthält die Eintragung:

Besitzer: Landrat Warner von Lettow. Bauern à ½ Lh.: 1. Michel Bate, 2. Jochim Singstag sen., 3. Jochim Singstag jun. Cossäthen: 1. Hanß Born sen., 2. Hanß Born jun., 3. Jürgen Born.

Zu Bedlin gehörten nach Brüggemann um 1784 ein Vorwerk, eine auf der Feldmark des Dorfes Groß Machmin gelegene Korn- und Schneidemühle, die die Niedermühle zum Unterschied von der Obermühle genannt wurde, die in Groß Machmin selbst liegt, drei Bauern, drei Kossäten, ein Schulmeister und insgesamt elf Feuerstellen. Aus einem alten Vergleich von 1740 stand dem Gut Bedlin die gemeinschaftliche Fischerei in dem Kühebruchsbach, im Groß Machminschen Mühlenbach unter der Neuen Mühle sowie im Karpfenteich an der Strelliner Grenze zu. Es gab viel Eichen- und Buchenholzungen. Im Jahre 1805 erwarb Bedlin und Groß Machmin die Familie von Uckermann, ein altes Patriziergeschlecht aus Stargard. Seit 1849 waren die Besitzer: der Justizrat Franz von Uckermann, der Leutnant der Landwehr a. D. Konrad Franz, der durch Heirat in den Besitz von Wintershagen A kam und 1910 starb, sein Sohn Franz, und nach dessen Tode 1924 Konrad von Uckermann. Im Jahre 1923 wurde ein Herrenhaus gebaut, das es bisher nicht gegeben hatte, weil Bedlin stets von Groß Machmin aus bewirtschaftet worden war. Im Jahre 1938 hatte das Rittergut eine Gesamtfläche von 405 ha. Diese setzte sich zusammen aus 218 ha Ackerland, 44 ha Wiesen, 41 ha Weiden, 96 ha Wald, 4 ha Unland, Hofraum und Wege und 2 ha Wasserfläche. Der Viehbestand belief sich auf 22 Pferde und 90 Stück Rindvieh. Außer dem Gut gab es in Bedlin 18 landwirtschaftliche Betriebe, die sich wie folgt zusammensetzten:

10 mit 0,5 bis unter 5 ha
3 mit 5 bis unter 10 ha
5 mit 10 bis unter 20 ha

Der durchschnittliche Grundsteuerertrag auf einen Hektar lag mit 8,09 RM erheblich über dem Kreisdurchschnitt (5,95 RM).

Angaben über Handel und Gewerbe enthält das Reichsadreßbuch 1928 (1941 keine Eintragung). Dort sind verzeichnet: der Gasthof Paul Duske, die Fleischerei Fritz Böhlke, die Mühle Werner Buhrke und die Schmiede Hubert Sengstock.

Alle Dorfbewohner waren evangelisch. Die Gemeinde Bedlin gehört zum Kirchenspiel Weitenhagen und damit zum Kirchenkreis Stolp-Stadt. Die im Jahre 1932 einstufige Volksschule hatte einen Lehrer und 25 Schulkinder. Am 1. Mai 1936 wurde in Bedlin eine neue Schule, einklassig, ohne Wirtschaftsgebäude, eingeweiht. Der Lehrer war Bernhard Voelzke. Außerhalb der Pagel'schen Ortsbeschreibung war hier auch Lehrer Heinz Hoffmeister tätig.

Beim Herannahen der Russen floh die Gemeinde im Treck ostwärts über Groß Machmin, Weitenhagen und kam bis Wobesde. Der Volkssturm hatte Bedlin durch Panzersperren gesichert, trat aber nicht mehr in Aktion. Eine kleine Truppe von Soldaten lag in der Schule und eine andere in Stärke von 25 Mann in einem Haus an der Stolpebrücke. Diese wurde vor der Besatzung durch Fliegerbomben gesprengt. Die Russen drangen am 8. März 1945 vom Süden auf die Straße von Stolp kommend und vom Westen aus Richtung Strellin und Samelower Mühle in das Dorf ein und nahmen es kampflos in Besitz. Auf der Straße Stolp - Stolpmünde standen in Bedlin und Wintershagen endlose Treckkolonnen, die hier von den Russen überrollt wurden. Bedlin war daher voll von Flüchtlingen aus Ost- und Westpreußen und den benachbarten Kreisen. Aber auch "bombenevakuierte" Mütter und Kinder aus Wanne-Eickel befanden sich im Ort. Als die Dorfbewohner nach Bedlin zurückkehrten, wurde das Dorf von einer russischen Einheit besetzt, die in der Nacht sämtliche Frauen vergewaltigte - oft im Beisein der Kinder. Es blieben selbst alte Frauen nicht verschont. Mehrere Männer, darunter Bürgermeister Albrecht, wurden verschleppt. Er kehrte nicht mehr zurück. Im Laufe des Jahres 1945 bemächtigten sich die Polen des Dorfes. Es waren überwiegend Ostpolen aus der Gegend von Suwalki. Die Dorfbewohner wurden 1945/46 vertrieben. Die Heimatortskartei Pommern hat später 93 von ihnen in der Bundesrepublik und 59 in der DDR ermittelt. Der Gutsbesitzer Konrad von Uckermann überlebte das Kriegende 1945 an der Front und starb 1973 in Weißenburg in Bayern. Die Polen, die Bedlin als Kriegsbeute in Besitz genommen haben, nannten es Bydlino.

Kriegs- und Vertreibungsopfer: 8 Gefallene, 8 Ziviltote und 19 Vermißte ("ungeklärte Fälle").

(Quelle: "Der Landkreis Stolp in Pommern" Zeugnisse seiner deutschen Vergangenheit von Karl-Heinz Pagel)

(Quelle: BBF / DIPF / Archiv, Sammlungen der Gutachterstelle des BIL. Lehrerkartei und Personalbögen.)