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Strickershagen



Die an Stolpmünde grenzende Gemeinde Strickershagen war ein Bauerndorf. Ackerflächen umgaben das Dorf auf allen Seiten, im Osten bis hin zu den Ortsteilen Grasbruch und Silberberg. Der Grasbruch selbst bildete hier die Gemeindegrenze, während nördlich der Eisenbahnlinie Stolpmünde-Gambin ein breiter Waldgürtel (Strickershagener Holz) bis zur Ostseeküste reichte. Die von Stolpmünde kommende Straße führte in östlicher Richtung über Strickershagen zum Garder-See.

Einige Angaben über die Gemeinde Strickershagen aus der Zeit vor 1945 in Kurzform:

Zugehörige Ortsteile: (3) Grasbruch - Karlshof - Silberberg

Gemeindefläche in ha 934
Wohnbevölkerung am 17.Mai 1939 378
Zahl der Haushaltungen 95
Zahl der Wohnhäuser 1925 37
Amtsbezirk Wintershagen
Standesamtsbezirk Wintershagen
Gendarmeriebezirk Stolpmünde
Amtsgerichtsbezirk Stolp
Gemeindevorsteher 1931 Müller
Bürgermeister 1937 Landwirt Leo Müller
Nächste Bahnstation Stolpmünde
Entfernung 4 km
Bahnlinie Stolp-Stolpmünde (Reichsbahn)
Poststelle II Strickershagen
Letzte postalische Anschrift Strickershagen über Stolp (Pom.)

Der historischen Dorfform nach ist Strickershagen ein kleines Gassendorf. Es gehörte zu den sogenannten Hagendörfern im Stolper Land, die von deutschen Einwanderern gegründet worden sind. 1426 verkaufte Ulrich Drosedow dem Heiligen-Geist-Hospital zu Stolp bzw. dessen Vorstehern Tydeke Brechmann und Tydeke Lyende sowie dem Rat der Stadt Stolp das Dorf Strickershagen mit allen Gerechtsamen und Nutzungen. Lehnsherren waren die Abte von Belbuk, und sie haben auch 1486, 1493, 1504 und 1518 der Stadt Stolp Lehnsbriefe über diesen Besitz ausgestellt. Wegen der Grenze zu Weitenhagen kam es 1526 zu einer vertraglichen Einigung zwischen dem Magistrat und den Gebrüdern Jürgen und Jakob von Ramell zu Weitenhagen. In alter Zeit muß Strickershagen ein verhältnismäßig großes Dorf gewesen sein, denn nach der Kirchenmatrikel hatte es elf Bauern. Später überzog Seesand einen Teil der Ackerflächen, und der Bestand an Fichtenwaldungen nahm zu. Durch die Verwehungen verstopfte die Wrechow, der spätere Freichow-Bach, und es entstand vorübergehend ein See, der den Namen Grasbruch erhielt. Die Protokolle der Stadt Stolp über die städtischen Eigentumsdörfer aus dem Jahre 1717 enthalten die Eintragung:

Bauern à 1 ½ Lh.: 1. Jürgen Hilbrandt, Schulze, 2. Jacob Wunder, 3. Jochim Pigger, 4. Peter Kickbusch, 5. Michel Niegmann.

In Strickershagen gab es ein Gut, dem die Bauern zu Hand- und Spanndiensten verpflichtet waren. Der eigene Pachtbesitz mußte naturgemäß hierunter leiden. In der Zeit nach dem Siebenjährigen Kriege waren im Dorf besonders schlechte Zeiten. Nach Brüggemann hatte Strickershagen um 1784 ein Vorwerk, fünf Bauern, zwei Kossäten, drei Büdner, einen Schulmeister, einen Holzwärter, eine Schmiede und insgesamt fünfzehn Feuerstellen. Von 1798 an wurden die fünf Bauernhöfe in Erbpacht vergeben. Die bisherigen Wirte wurden von diesem Beschluß ein Jahr vorher in Kenntnis gesetzt. Das Vorwerk blieb in den Händen des bisherigen Verwalters Christian Knut. Mit der Regulierung wurde dann aus dem einstigen Amtsdorf ein Bauerndorf. Das Vorwerk kaufte 1878 Carl Kratz auf Wintershagen. Im Jahre 1939 hatte Strickershagen 35 landwirtschaftliche Betriebe:

20 bis 0,5 bis unter 5 ha
5 mit 5 bis unter 10 ha
4 mit 10 bis unter 20 ha
6 mit 20 bis unter 100 ha

Daneben gab es den 165 ha großen Hof von Franz Diebig mit 115,5 ha Ackerland, 20 ha Wiesen, 20 ha Weiden, 5 ha Wald, 4 ha Unland, Hofraum und Wege und 0,5 ha Wasserfläche. Der Viehbestand des Hofes belief sich auf 20 Pferde, 100 Stück Rindvieh, zehn Schafe und 100 Schweine. Im letzten Güteradreßbuch werden außerdem als Bauernhofbesitzer genannt:

Richard Krause 42 ha Karl Schuhmacher in Karlshof 93 ha
Theodor Palinske 67 ha Oskar Sponnagel in Silberberg 88 ha
Emil Wockenfuß 36 ha    

Ihr Viehbestand belief sich auf jeweils drei bis zehn Pferde, bis zu 45 Stück Rindvieh und bis zu 60 Schweine. Der durchschnittliche Grundsteuerreinertrag auf ein Hektar lag mit 11,14 RM doppelt so hoch wie im Kreisdurchschnitt (5,95 RM). Es gab im Dorf den Gasthof Emil Jaffke, die Gemischtwarenhandlung Emil Jaffke, die Fischhandlung Hermann Dunse und die Schmiede Frz. Pinnisch.

Die Dorfbevölkerung war evangelisch. Im Jahre 1925 hatte Strickershagen zwei Bewohner katholischer Konfession (0.6 v.H.). Es gehörte zum Kirchspiel Wintershagen und nach Verlegung des Pfarrsitzes im Jahre 1909 zum Kirchspiel Stolpmünde. An der Zugehörigkeit zum Kirchenkreis Stolp-Stadt änderte sich dadurch nichts. Die Volksschule in Strickershagen war 1932 einstufig. Ein Lehrer unterrichtete hier 58 Schulkinder. Lehrer Ewald Nitz ist am 8. März 1945 Opfer der sowjetischen Besetzung geworden.

Strickershagen wurde am 8. März 1945 von sowjetischen Truppen besetzt. Es gab wie üblich zahlreiche Übergriffe und Vergewaltigungen von Frauen. Dann kamen die Polen und vertrieben die Bewohner. Die Heimatortskartei Pommern hat später 182 von ihnen in der Bundesrepublik Deutschland und 93 in der DDR ermittelt. Aus dem deutschen Bauerndorf Strickershagen wurde das polnische Przewloka.

Kriegs- und Vertreibungsverluste: 13 Gefallene, 7 Ziviltote und 56 Vermißte ("ungeklärte Fälle").

(Quelle: "Der Landkreis Stolp in Pommern" Zeugnisse seiner deutschen Vergangenheit von Karl-Heinz Pagel)

(Quelle: BBF / DIPF / Archiv, Sammlungen der Gutachterstelle des BIL. Lehrerkartei und Personalbögen.)