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Pommern Wappen

Neu Flinkow und Flinkow



Die Landgemeinde Flinkow war ein Bauerndorf in der fruchtbaren Ebene nördlich von Stolp. Auf drei Seiten umgaben im Osten, Norden und Westen Ackerflächen das Dorf, und in weitem Umkreis begrenzte der Stolpefluß mit seinen bewaldeten Ufern das Gemeindegebiet. Im Norden beherrschen die Flinkower Berge die Landschaft. Die Chaussee nach Stolpmünde (Reichsstraße 125) führte zur Rechten an Neumühl und Flinkow und zur Linken an Neu Flinkow vorbei.

Einige Angaben über die Gemeinde Flinkow aus der Zeit vor 1945 in Kurzform:

Zugehörige Ortsteile: (2) Neu Flinkow-Neumühl

Gemeindefläche in ha 884
Wohnbevölkerung am 17.Mai 1939 734
Zahl der Haushaltungen 189
Zahl der Wohnhäuser 1925 121
Amtsbezirk Groß Strellin
Standesamtsbezirk Groß Strellin
Gendarmeriebezirk Klein Strellin
Amtsgerichtsbezirk Stolp
Gemeindevorsteher 1931 August Holz
Bürgermeister 1937 Altsitzer August Holz
Bahnstation Flinkow
Entfernung -(ab Stolp 4,0 km)
Bahnlinie Stolp-Stolpmünde (Reichsbahn)
Poststelle Neu Flinkow
Letzte postalische Anschrift Neu Flinkow über Stolp (Pom.)

Der Siedlungsform nach ist Flinkow ein Zeilendorf. Aus einer Urkunde aus dem Jahre 1281 entnehmen wir, daß die Einkünfte von Flinco, der sogenannte Zehnte, damals der Marienkapelle auf der Burg zufloß. Herzog Mestwin II. übertrug nun neben einer umfangreichen Ausstattung auch diese Einkünfte dem Prämonstratenser-Nonnenkloster in Stolp. Während der Reformation nahm 1522 Herzog Bogislaw X. die Güter des Klosters in seine Verwaltung. Es entstand das Herzogliche Amt, das nach dem Übergang Pommerns an Brandenburg beibehalten und erst nach der Bauernbefreiung 1810 aufgelöst wurde. Die Prästationstabellen des Königl. Preuß. Amtes in Stolp, dem Flinkow unterstand, enthalten 1732 die Eintragung:

Schultze: J. Niegemann (Neumann). Bauern: 2. Peter Brandenburg, 3. Paul Holtz, 4. Martin Brandenburg, 5. Martin Voß, 6. Peter Albrecht, 7. Jacob Holtz, 8. Jürgen Krauß, 9. Michel Wegner, 10 David Wiese. Cossäth: Jochem Krauß. Grundgeld: Christian Berguhn, Christian Wiese, Heinrich Holtz, Christian Schmied.

Nach Brüggemann hatte Flinkow um 1784 zehn Bauern mit dem Dorfschulzen, einen Kossäten, sieben Büdner, unter denen sich ein Schmied befand, einen Schulmeister, insgesamt neunzehn Feuerstellen. In der Geschichte des Dorfes war der 6, Februar 1894 einer der aufregendsten Tage, die es erlebt hat. Ein Sturm ging über das Dorf hinweg, ein Orkan, dessen donnerndes Tosen die Bewohner mit Grauen und Schrecken erfüllte. Hinterher bot sich "ein Bild grauenhafter Verwüstung: in den Strohdächern klafften große Lücken, durch die das nackte Holzgerüst zu sehen war. Halbe Dächer hingen in Fetzen, einige lagen zerschmettert auf der Straße. Es gab kaum ein Stückchen Erde, das nicht bedeckt war mit zertrümmerten Zaunlatten, Ästen, Wurzelwerk und Dachziegeln." Flinkow war zuletzt ein Bauerndorf. Im Jahre 1939 hatte es 113 1andwirtschaftliche Betriebe, die sich wie folgt zusammensetzten:

37 mit 0,5 bis unter 5 ha
35 mit 5 bis unter 10 ha
34 mit 10 bis unter 20 ha
7 mit 20 bis unter 100 ha


Der Ortsteil Neu Flinkow -Kolonialwarenhandlung- Dorfstraße ,Partie an der Stolpe und Wassermühle

Im letzten Güteradreßbuch werden als Hofbesitzer namentlich genannt:
August Albrecht 36,5 ha Franz Redmann 22,5 ha
Werner Albrecht 23,5 ha Friedrich Willer in Neu Flinkow 21,5 ha
Otto Groth 38,5 ha Max Albrecht in Neumühl 90,0 ha

Der Bauer Max Albrecht hatte auch den größten Viehbestand: acht Pferde, 33 Stück Rindvieh und 20 Schweine, womit der Schweinebestand allerdings etwas geringer war als beim Bauern August Albrecht. Der durchschnittliche Grundsteuerreinertrag auf ein Hektar lag mit 7,92 RM erheblich über dem Kreisdurchschnitt(5,95RM).

In früherer Zeit war die Ortschaft Neumühl ein Gut. Besitzer des Gutes war der Landwirt Motzke. Es wird angenommen, daß er Neumühl aus Gram über den Tod seiner vier Kinder verlassen hat. Sein Nachfolger war Gutsbesitzer Hüttmann. Er parzellierte es später und behielt selbst nur ein Restgut zur Bewirtschaftung. Neumühl hatte einen eigenen Kirchhof.

Handel und Handwerk waren in Flinkow durch zahlreiche Betriebe vertreten. Das Reichsadreßbuch 1941/42 nennt namentlich: die Fleischer Anna Hupp, O. Lossin und Max Schmidt, den Gartenbaubetrieb Friedrich Voll, den Gasthof O. B1uhm, die Ländliche Spar-und Darlehnskasse EGmbH, den Maurermeister Albert Voll, die Mühlen Max Albrecht und W. Fildebrand, die Schmiede M. Zielke , die Schneider Albert Lossin, H. Pagel und Karl Pagel, den Schuhmacher F. Freiheit, den Stellmacher Georg Priebe und die Tischler K: Albrecht und F. Hupp. Die Gartenwirtschaft in Neumühl war besonders zur Zeit der Baumblüte ein beliebter Ausflugsort der Stolper.

Über die Anbindung von Flinkow an die Stolpmünder Chaussee schrieb die Grenz-Zeitung vom 9. Dezember 1940: "Keinen festen Verbindungsweg hat die Gemeinde Flinkow zur Reichsstraße. Über schlechte Wegeverhältnisse wird sehr geklagt. Viele Kraftwagen blieben auf der Strecke schon liegen. Dringend notwendig ist die Pflasterung des Weges Altfinkow-Neumühl bis zur Reichsstraße Stolp-Stolpmünde. Die Erdarbeiten waren kurz vor dem Kriege beendet. Das Beschaffen des Steinmaterials bereitet erhebliche Schwierigkeiten. Die Pflasterarbeiten konnten jetzt erst wieder aufgenommen werden. Die auszubauende Strecke ist 1700 Meter lang. Die Gesamtkosten sind mit 71000 RM veranschlagt."

Die Dorfbevölkerung war evangelisch. Im Jahre 1925 hatte Flinkow fünf Bewohner katholischer Konfession (0,7v.H.).Es gehörte zu St. Marien in Stolp und damit zum Kirchenkreis Stolp-Stadt. Seit 1822 verwaltete das Schulamt der Lehrer Johann Piepenburg. Über 90 Kinder besuchten damals die Schule. Im Jahre 1932 war die Schule dreistufig und hatte drei Klassen, zwei Lehrer und 117 Schüler. Die Lehrer waren Dahlke, Paul Gutsche, Gabbey und Gerhard Carl.

Laut der Archivdatenbank preußischer Lehrer war in Flinkow vermutlich auch ein Lehrer mit Namen Werner Piepenburg tätig.
Der Räumungsbefehl des Ortsgruppenleiters kam in Flinkow nicht mehr zur Durchführung. Nachdem eine schwache SS-Nachhut das Dorf am 8. März 1945 verlassen hatte, besetzten die Russen mit vier Panzern den Ort. In Neu Flinkow wurde durch eine Granate das Gehöft von Hermann Albrecht zerstört, wobei der Besitzer und zwei seiner Töchter ums Leben kamen. Ein Treck aus Ostpreußen war im Dorf zurückgeblieben. Vier Erwachsene und drei Kinder starben durch Selbstmord. An Typhus und bei der Verschleppung kamen etwa 30 Menschen ums Leben. Im September und Oktober 1945 drangen die Polen in das Dorf ein. Sie trieben die Bauern oft mitten in der Nacht aus ihren Wohnungen und Höfen. Die gesamte Dorfbevölkerung wurde über die Oder deportiert. Die Heimatortskartei Pommern hat später 254 Dorfbewohner in der Bundesrepublik Deutschland und 199 in der DDR ermittelt. Die Polen, die das Dorf als Kriegsbeute in Besitz genommen haben, nennen es Wlynkowo.

Kriegs-und Vertreibungsverluste: 34 Gefallene, 44 Ziviltote und 74 Vermißte ("ungeklärte Fälle").

(Quelle: "Der Landkreis Stolp in Pommern" Zeugnisse seiner deutschen Vergangenheit von Karl-Heinz Pagel)

(Quelle: BBF / DIPF / Archiv, Sammlungen der Gutachterstelle des BIL. Lehrerkartei und Personalbögen.)