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Dünnow



Im Nordwesten des Landkreises war Dünnow, nur vier Kilometer von der Ostseeküste entfernt, Kirchdorf für die umliegenden Landgemeinden. Die Häuser des Dorfes lagen zu beiden Seiten der Mühlbeek, die zum Muddel-See abfließt. Am westlichen Dorfausgang, wo die Wiesen am Muddel-See begannen, verlief die Gemeindegrenze. Nach Norden, Osten und Süden dehnen sich die Ackerflächen des Dorfes aus. Die von Stolpmünde kommende Chaussee führte über Dünnow und Saleske in den Kreis Schlawe.

Einige Angaben über die Gemeinde Dünnow aus der Zeit vor 1945 in Kurzform:

Zugehörige Ortsteile: (7) Dickenort-Fahnenhorst-Hirtenberg-Lanken-Neu Dünnow-Pamplin-Schmidtsche Mühle

Gemeindefläche in ha 1089
Wohnbevölkerung am 17.Mai 1939 685
Zahl der Haushaltungen 178
Zahl der Wohnhäuser 1925 106
Amtsbezirk Dünnow
Standesamtsbezirk Dünnow
Gendarmeriebezirk Stolpmünde
Amtsgerichtsbezirk Stolp
Gemeindevorsteher 1931 Gastwirt Papke
Bürgermeister 1937 Landwirt Karl Kabbe
Bahnstation Dünnow
Entfernung -(ab Stolpmünde 5,9 km)
Bahnlinie Schlawe-Stolpmünde (Reichsbahn)
Poststelle II Dünnow
Letzte postalische Anschrift Dünnow über Stolp (Pom.)

Der historischen Dorfform nach ist Dünnow ein Zeilendorf. Im Jahre 1337 erscheint es als Dunnowe und wird später Dunnow und Dunow genannt. Den Namen des Dorfes erklärten sich die alten Dünnower als entstanden aus „Dünenaue“, also das weite, fruchtbare Land hinter den Dünen. Dünnow gehörte zu den adligen Dörfern des Kreises. Im Jahre 1355 erhielt Friedrich Krümmel die Güter Dünnow, Muddel, Lindow, Horst und Starkow als Lehn im Tauschwege gegen Sylcksdorf. Manche alte Sage, von der die Bewohner zu berichten wußten, rankt sich um dieses uralte Geschlecht. Als 1544 Christoph und Wulf Krümmel durch Barnim IX. ihre Lehen empfingen, gehörte Horst nicht mehr zu den Dünnowschen Gütern. Die Sage erzählt, daß Wulf Krümmel, „dem Gott Gnade“ zur Sühne für den von ihm verübten Priestermord seine beiden Dörfer Starkow und Horst mit dem schönen großen Horster Wald an das Kloster Gallenzin hat abtreten müssen. Nach 250 Jahren erlosch das Geschlecht der Krümmel. Die Dörfer Dünnow, Lindow und Muddel fielen den Belows zu, die nach Lehnbriefen die gesamte Hand an den Krümmelschen Lehn erlangten. Die Belows haben Dünnow von 1610 bis 1843 besessen. Die Hufen-Klassifikation von 1717 enthält die Eintragung:

Besitzer: Gerd Jacob Below und dessen Bruder Joachim Heinrich von Below, und Seel. Mag. Dubschlaff von Belowen Wwe. Bauern à 1 Lh: 1. Jochim Voll, 2. Jacob Bolckner, 3. Martin Schmidt, 4. Michel Kunde, 5. Jacob Woldt, 6. Marten Schmidt, 7. ist abgebrandt, hat der Verwalter zu Muddel inne, 8. Hanß Tußke, 9. Jacob Wilck, 10. Adam Stüve, 11. Peter Stüve, 12. Michel Wilck, 13. Martin Grantzow, 14. Tews Grantzow, Halbbauern: 1. Ziemen Zetzke, 2. Jürgen Köster, 3. Peter Bölckner, 4. Jacob Möller. Cossäthen: 1. Peter Möller, 2. Michel Voll, 3. Hanß Tumrese, 4. Tinnies Mielck, Jochim Heydemann, 6. Daniel Wilck, 7. Martin Dutzke.

Nach Brüggemann hatte Dünnow um 1784 zwei Vorwerke, eine Wasser- und eine Windmühle, einen Prediger, einen Küster, zehn Bauern, sechs Kossäten, einen Krug, eine Schmiede und insgesamt 53 Feuerstellen. Die Regulierung der gutsherrlichen und bäuerlichen Verhältnisse begann 1817. Da die siebzehn Bauern und sieben Kossäten „pommersche Kulturbauern“ waren, so konnten sie nach dem Königlichen Edikt vom 14. September 1811 nur auf „Teilung zur Hälfte“ Ansprüche geltend machen. Der Gutsherr Karl Friedrich Wilhe1m von Below gab aber den zu Eigentum gelangenden sieben Kossäten den Besitz ihres gesamten Ackers gegen eine jährliche Rente von 20 Talern, weil eine halbe Landabtretung ihre kleinen Besitzungen derart verringert hätte, daß sie das gesetzliche Zuchtvieh nicht hätten halten können. Neben den Bauern und Kossäten gab es noch 25 Eigentümer. Die Regulierung und Übereignung des an die bäuerlichen Wirte fallenden Eigentums trat zwar mit Marien 1819 in Kraft, doch mußten sie dem Gutsherrn weiterhin bis zur Beendigung aller Bauten und der Einrichtung seiner Wirtschaft im Jahre 1825 die erforderlichen Spanndienste leisten. Karl Friedrich Wilhelm von Below verkaufte die Güter Dünnow, Lindow und Muddel am 9. November 1843 für 702273 Mark an den Gutsbesitzer Otto von Frankenstein. Von diesem wurden sie am 21. Juli 1857 für 1,2 Millionen Mark an den Herzog Alfred von Croy weiterveräußert. Frankenstein behielt die Güter pachtweise bis 1881. In diese Zeit fällt die Eingliederung des Dorfes in den Landkreis Stolp im Jahre 1876. Mit Zustimmung des Herzogs übertrug Frankenstein die Pachtung der Güter seinem Schwiegersohn, dem Königlichen Oekonomierat Leo Scheunemann. Seit dem 1. Juli 1904 bis 1945 war der älteste Sohn, der spätere Major Bernhard Scheunemann, Pächter der Güter Dünnow, Lindow und Muddel. Im Jahre 1939 hatte das Rittergut Dünnow eine Gesamtfläche von 578 ha. Davon waren 513 ha Ackerland, 14 ha Wiesen, 17 ha Weiden und 4 ha Unland, Hofraum und Wege. Der Viehbestand belief sich auf 42 Pferde, 145 Stück Rindvieh, 650 Schafe und 150 Schweine. Außer dem Gut gab es in Dünnow 89 bäuerliche Betriebe, die sich wie folgt zusammensetzten:

36 mit 0,5 und unter 5 ha
37 mit 5 und unter 10 ha
14 mit 10 und unter 20 ha
2 mit 20 und unter 100 ha

Der Grundsteuerreinertrag auf ein Hektar war mit 24,18 RM der zweithöchste im Landkreis Stolp (Durchschnitt 5.95 RM).

Am 10. Mai 1934 wurden auf einem Festakt in Starkow Vertretern von 131 pommerschen Bauernfamilien, die seit über 200 Jahren auf ihren Höfen gesessen hatten, handgeschnitzte eichene Ehrentafeln überreicht. Aus Dünnow gehörten dazu zwei Familien: Friedrich Duske und Gemkow-Kunde, beide urkundlich nachweisbar seit 1717.

Handel und Handwerk waren für ländliche Verhältnisse gut entwickelt. Das Reichsadreßbuch 1941/42 nennt den Gasthof R. Papke, die Gemischtwarenhandlungen A. Klötzke und P. Völkner, die Mühlen von E. Schmidt, Hubert Völkner sowie der Witwe Marg. Beckmann, die Schmiede Ernst Elias, die Orgelbauanstalt Wilhelm Völkner, den Schuhmacher A. Moldenhauer, die Stellmacher W. Müller und R. Völkner und die Tischler Notzke und Wilke. Im Jahre 1913 faßte die Gemeinde den Beschluß, das Dorf an das elektrische Stromnetz anzuschließen.

Gasthof in Dünnow um 1900

Als ostpommersche Heimstätte deutscher Kirchenorgelbaukunst hat Dünnow sich einen Namen gemacht. Aus kleinsten Anfängen baute der in Dünnow geborene Christian Voelkner nach 1859 den Betrieb zu einem bedeutenden Unternehmen auf. Voelkner erwarb Grund und Boden, errichtete hierauf ein Wohnhaus und eine Arbeitsstätte. Er beschäftigte nun drei Orgelbaugehilfen. Die Erzeugnisse der jungen Orgelbauanstalt wanderten in alle Gegenden Deutschlands. Der Betrieb wuchs. Im Jahre 1876 entstand ein größeres Fabrikgebäude, und es wurden die ersten Maschinen angeschafft. Die Zahl der in der Anstalt beschäftigten Orgelbauer nahm zu. In sämtlichen preußischen Provinzen, in Bayern, Sachsen und am Rhein fanden die Voelkner-Orgeln Aufstellung. „Unter den Fachgenossen seiner Zeit hatte der Name Voelkner einen guten Klang, besonders die Erfindungen Voelkners auf dem Gebiete der Orgelbaukunst brachten ihm lebhafte Anerkennung ein“ (H. Boldt). Selbst im Amtsblatt der Königlichen Regierung in Köslin wurde der Orgelbauer Voelkner im Jahre 1873 für den Orgelbau allgemein empfohlen. Der Betrieb von Voelkner wuchs ständig. Im Jahre 1888 wurde in der Orgelbauanstalt die hundertste Orgel gebaut.
Etwa um 1900 legte der Orgelbauer Christian Friedrich Voelkner sein Lebenswerk in die Hände seines tatkräftigen Sohnes Paul, der gleich seinem Vater die Orgelbaukunst in einer größeren Orgelbauanstalt Deutschlands gründlich erlernt hatte. Er nahm im Betrieb weitere Verbesserungen vor, schaffte neue Maschinen an und vergrößerte die Anstalt durch den Neubau eines weiteren Werkgebäudes. Die Anstalt beschäftigte inzwischen zwanzig Orgelbauer. Neben zahlreichen Reparaturarbeiten produzierte das Werk jährlich etwa zehn neue Orgeln. Sie gingen in alle Teile der Welt. Eine Orgel fand in einer russischen Kirche Aufstellung, eine andere in Daressalam in Deutsch-Ostafrika. In mehr als 200 Gotteshäusern standen 1903 Orgeln aus Dünnow. Ein neuer großer Auftrag war die Renovierung der Orgel in der St.-Marien-Kirche in Stolp, die sich seit längerer Zeit in einem höchst traurigen Zustand befand.
In der Nacht vom 17. zum 18. Januar 1906 wurde die Orgelbauanstalt Dünnow das Opfer einer böswilligen Brandstiftung. Paul Voelkner baute die Fabrik in der Brahestadt Bromberg wieder auf. Dort entstand 1906 ein großes Fabrikgebäude. Etwa 50 Orgelbauer fanden hier Arbeit. Bis zum Ersten Weltkrieg wurden viele Reparaturarbeiten durchgeführt und jährlich durchschnittlich drei moderne pneumatische Kirchenorgeln gebaut. Der Friedensvertrag von Versailles zerstörte das Lebenswerk des Dünnower Orgelbauers. Die Fabrik ging in polnische Hände über.
Der Ortsteil Pamplin ist der Geburtsort von Wilhelm Granzow, des bekannten Malers aus dem Stolper Land. Beim Untergang des Schiffes, mit dem er 1945 flüchtete, fand er den Tod.
Am 25. Juni 1374 wurde in Dünnow die Kirche z. E. St. Marie, Johannis ap. et ev. et Margaretae geweiht. Sie erscheint 1493 in einer Urkunde als ecclesia parrochialis ville Dunnow. Mit Turm und Choranbau war sie auf Feldsteinfundamenten aus Ziegeln in gotischem Stil spätestens im 15. Jahrhundert erbaut worden. Durch eine spitzbogige Öffnung betrat man das Kirchenschiff, das eine flache Holzdecke hatte. Von der alten Ausstattung war der Rest eines Altars oder eines Epitaphiums in Gestalt eines flachen Kastens mit Eckverzierungen erhalten. In ihm standen aus Holz geschnitzte Figuren, Maria und Johannes, während das Kreuz mit dem Heiland fehlte. Das ganze war mittelalterliche Arbeit. Eine Taufschüssel aus Messing ohne Umschrift mit Relief der Empfängnis stammte aus dem 17. Jahrhundert und war Nürnberger Arbeit. An der Wand befanden sich aus Holz geschnitzte und bemalte Wappen: der Greif in rotem Felde und drei Köpfe (Below). In der Turmvorhalle wurde ein teilweise beschädigter und ausgebesserter Gedenkstein für Georg Krümmel aus dem Jahre 1615 aufbewahrt. Er trug eine lateinische Inschrift, die in der Übersetzung lautet: „Georg Krümmel, Erbherr auf Muddel, ist hier in der Krypta am äußeren Rande des Altars begraben. Er starb am 5. Juli des Jahres 1602, ungefähr um 8 Uhr morgens, 63 Jahre alt und wurde beigesetzt am 4. August. Margarete von Below auf Peest und Saleske, der Gemahl, hat das Denkmal gesetzt im April des Jahres 1615 der christlichen Aera. Der dies Monument verlegt, soll unglücklich sein.“ Den Stein zierten auf der linken Seite die Wappen der Familien Krümmel, Tesken, Glasenap und Puttkamer und rechts der Belows. Die drei Wappen darunter waren herausgehauen. Nach dem Kirchenbuch (Chronik) handelte es sich um die Wappen der Jöden, Kleist und Broken. Eine Zinnkanne trug die Jahreszahl 1773. Von den Glocken waren zwei aus dem Mittelalter und eine trug die Inschrift: „Mertin Preger hat mich gegossen“ und die Jahreszahl 1619. Am 18. August 1878 wurde ein Erneuerungsbau eingeweiht und die Turmhaube 1936 mit Kupfer neu eingedeckt.
Schon 1493 wurde die Dünnower Kirche als Parochialkirche bezeichnet, an der der Vikar Balthasar Rubake amtierte. Im Jahre 1539 wurde sie visitiert. In den letzten hundert Jahren vor der Vertreibung haben in Dünnow als Pastoren gewirkt:

Heinrich Leopold Bath 1837-1864
Karl Ernst Preuß 1864-1885
Karl Wilhelm Braun 1885-1907
Felix Gustav Hermann Bartholdy 1908-1923
Ernst Poether 1923-1928
Eberhard Simon 1930-1937
Hans Schreiber 1938-1946

Pastor Simon war innerhalb der Bewegung der Deutschen Christen führend, vermied aber die Bildung einer deutsch-christlichen Gruppe. Bei der Kirchenwahl 1933 trat er in Dünnow für eine Einheitsliste ein. Ein Stolper Pastor erzwang allerdings eine Wahl, bei der 93 v.H. der Gemeindemitglieder für die Liste der Deutschen Christen und 7 v. H. für die Liste „Evangelium und Kirche“ eintraten. Doch bald nach der Wahl waren Ruhe und Vertrauen innerhalb der Gemeinde wiederhergestellt. Simon ging zum Konsistorium nach Stettin, behielt sich aber die große Pfründe mit ihren Einkünften lange Zeit vor. Zum 1. Januar 1938 wurde Pastor Schreiber in das Pfarramt Dünnow berufen. Er hat sich später sehr positiv über die Gemeinde geäußert: „Der Pastor hat viel von seiner im Glauben lebenden Gemeinde lernen können. Die alten Kräfte der Erweckungszeit waren bei vielen noch nicht tot. Der Kirchenbesuch war immer sehr gut.“
Das Kirchspiel Dünnow bestand aus den Kirchengemeinden Dünnow und Saleske. Es hatte 1940 vier eingepfarrte Ortschaften und 3090 Gemeindemitglieder. Eingepfarrt waren die Kirchengemeinde Saleske sowie Horst, Lindow und Muddel. Patron von Dünnow war der Herzog von Croy in Westfalen mit einer Stimme, Bevollmächtigter der Rittergutsbesitzer Scheunemann-Dünnow, und von Saleske der Rittergutsbesitzer von Below-Saleske, wohnhaft in Gehren. Kreis Stolp, ebenfalls mit einer Stimme, Bevollmächtigter Walter von Below-Saleske. Die Pfarre Dünnow gehörte zum Kirchenkreis Stolp-Stadt. Alle Einwohner von Dünnow waren evangelisch.
Der erste Küster und Lehrer in einer Zeit, da die Schule allein aus Singen, Lesen und Schreiben bestand, war Peter Neumann, der bis 1656 im Amt war. Auch 1738 wurden noch die Kinder im Lesen und im Katechismus Lutheri examiniert. Unter dem Einfluß der Separatisten schickten viele Eltern ihre Kinder nicht mehr zur Schule. Sie sollten vor dem Umgang mit den „Weltkindern“ bewahrt bleibe n. Das Spielen der Mädchen mit Puppen, das Schlittschuhlaufen der Knaben war ihnen Sünde. Als alle behördlichen Maßnahmen sich als wirkungslos erwiesen, gestattete die Königliche Regierung, daß die Separatisten hier in Dünnow für ihre Kinder eine Privatschule gründeten. Sie hat von 1843 bis zum 1. Mai 1867 bestanden. Im Jahre 1896 wurde die zweite Lehrerstelle in Dünnow eingerichtet. Die im Jahre 1932 dreistufige Volksschule hatte drei Klassen, zwei Lehrer und 99 Schulkinder. Die Kinder aus Neu Dünnow gingen in Horst zur Schule. Lehrer war 1931 Knuth und Hauptlehrer zuletzt Walter Lietz.

Robert Papke war von 1904 bis 1934 Gemeindevorsteher. Das Dorf Dünnow und der Kreis Stolp, dessen Kreistag er angehörte, haben „diesem bis auf den Grund seiner Seele deutschnationalem Manne“ viel zu verdanken. Es folgte ihm der Eigentümer Karl Kabbe und ab Oktober 1941 als Bürgermeister der Landwirt Herbert Granzow.
Ein großes Flüchtlingselend herrschte Ende Februar und in den ersten Märztagen 1945 überall auf den Straßen und in den Dörfern rings um Dünnow. Tag und Nacht zogen endlose Flüchtlingsströme durch das Land. Bürgermeister Herbert Granzow und Pastor Schreiber standen in stundenlangem Einsatz in bitterlichster Kälte und manchmal im Eisregen an der Straße und halfen. Als die Russen kamen, gab der Ortsgruppenleiter und Bürgermeister den Befehl, das Dorf zu räumen. Am 7. März brachen die Leute vom Gut auf. Der Treck zog über Hohenstein und Nesekow ostwärts. Da die Chaussee vor Stolpmünde bereits mit Treckwagen völlig verstopft und die Brücken teilweise gesprengt waren, kehrte der Gutstreck um. Am 8. März gegen 9 Uhr brachen die übrigen Bewohner auf. Zu dieser Zeit war die Flucht erst recht aussichtslos. Der Treck kam nur vier Kilometer weit bis zum Horster Wald, wo schon die russischen Panzer standen. Bevor die Russen gegen 14 Uhr Dünnow besetzten, schlugen zwei Granaten ein. Eine traf die Kirche, eine andere ein Bauernhaus. „Es folgte nun eine Schreckensnacht, man hörte Frauen und Kinder schreien. Die Russen fanden im Gasthaus, wo ein Verpflegungslager vom Schießplatz Stolpmünde eingerichtet war, viel Schnaps vor. Nach vieler Plünderung zog der erste Trupp wieder weiter.“ Ende März mußten die Bewohner Dünnow verlassen, da es innerhalb des russischen Sperrbezirks an der Ostsee lag. Ein Dorftreck mit einzelnen Pferdewagen und vielen Handwagen zog südwärts bis zum Birkower Wald. Dort versteckten sich die Bewohner drei Tage und Nächte. Die Russen schickten sie weiter nach Stolp, wo die Männer ins Gefängnis gesteckt und dann verschleppt wurden. Nach einigen Wochen kehrten die Dorfbewohner nach Hause zurück. Hier hatte sich inzwischen ein russisches Wirtschaftskommando einquartiert und Futtervorräte beschlagnahmt. Im Oktober verließ es Dünnow und zog nach Zitzewitz. Dann drangen die Polen in das Dorf ein. Sie besetzten die Höfe und Häuser und vertrieben die Bewohner: die ersten am 8. Juni 1946, weitere am 9. November. Auch Pastor Schreiber war noch bis 1946 in Dünnow. „Leider nahm Granzow mit seinem Bruder Karl, zwei riesengroße Bauernfiguren, ein schreckliches Ende. Vagabundierende Polen erschossen sie auf dem Hofe in Pamplin. Einige Tage später brachten Leute auf einer Schlöpe die großen Männer als Leichen ins Dorf. Eigenhändig hat Pastor Schreiber diesen beiden Männern das Grab geschaufelt“ (Chronik/Schreiber). Was heißt schon „vagabundierende Polen“? Die Heimatortskartei Pommern hat später 275 vertriebene Dorfbewohner in der Bundesrepublik Deutschland und 194 in der DDR ermittelt. Aus Dünnow wurde Duninowo.
Kriegs- und Vertreibungsverluste: 36 Gefallene, 33 Ziviltote und 115 Vermißte („ungeklärte Fälle“).

(Quelle: „Der Landkreis Stolp in Pommern“ Zeugnisse seiner deutschen Vergangenheit von Karl-Heinz Pagel)

(Quelle: BBF / DIPF / Archiv, Sammlungen der Gutachterstelle des BIL. Lehrerkartei und Personalbögen.)



Hier erhalten sie Informationen über die heute noch vorhandenen Denkmäler von Dünnow.

Dünnow 1

Dünnow 2


Auszug aus „Die Volkssagen von Pommern und Rügen“

83. Der jähzornige Edelmann zu Dünnow.

In dem Dorfe Dünnow lebte zu katholischen Zeiten ein Edelmann, Namens Junker Krummel. Derselbe war sehr reich, denn es gehörten ihm die Güter Lindow, Muddel und Horst. Er war auch gottesfürchtig und brav, und konnte nicht leiden, daß Jemandem Unrecht geschah. Dabei war er aber erschrecklich heftig und jähzornig. Zu derselben Zeit war an der Kirche zu Dünnow ein geiziger und hartherziger Pfaff. Eines Tages trug es sich nun zu, daß der Junker, als er durch das Dorf ging, eine alte Frau draußen neben der Kirche am Thurme sitzen sah. Die Frau sah sehr ärmlich aus, sie hatte nicht einmal Schuhe an den Füßen, und weinte ihre bitteren Thränen. Der Junker fragte sie, warum sie weine und was ihr fehle, und sie erzählte ihm darauf, daß der Priester ihr nicht die Beichte hören wolle, wenn sie ihm nicht eine Stiege Eier brächte; sie sey eine arme Frau, und habe nur vier Eier aufbringen können, die habe sie dem Priester gebracht, der aber nicht damit zufrieden gewesen, sondern sie von der Beichte und aus der Kirche gewiesen habe.
Ueber solchen Bericht wurde der Junker Krummel sehr erzürnt; er begab sich sofort in die Kirche zu dem Pfaffen, und befahl ihm, schleunigst die arme Frau zur Beichte zu lassen. Der erwiederte ihm aber, in der Kirche habe der Junker nichts zu befehlen, und er wies ihn mit spöttischen Worten hinaus. Da gerieth der Edelmann in seinen schrecklichen Zorn und zog sein Schwert heraus, und schrie dem Pfaffen zu: Hast du kein Erbarmen, so soll für dich auch keins sein! Damit stieß er ihm das Schwert in das Herz, daß der Pfaff sogleich todt hinfiel und das Blut ihm aus der Brust floß. Das soll aber so schwarz gewesen sein, wie der schwarze Priesterrock, den er am Leibe trug. Wie dieß geschehen war, da wurde der Junker sehr betrübt, und er fragte, wie er die große Sünde, die er begangen, von sich abwaschen könne. Die Geistlichen, die damals im Lande viel zu sagen hatten, legten ihm darauf eine doppelte Buße auf. Zuerst sollte er barfuß in die Fremde gehen, und alle Klöster beschenken, an die er unterwegs kam; und als er zurückkehrte, verlangten sie von ihm, daß er all sein Gut der Kirche übergeben solle. Dieses Letztere wurde aber von dem Herzog Bogislav anders vermittelt, so daß der Junker nur das Gut Horst und seinen Wald der Kirche schenken mußte. Das andere behielt er für sich; aber er starb vor Gram bald darauf.

Acten der Pomm. Ges. für Gesch.

Quelle:
Jodocus Deodatus Hubertus Temme: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin 1840, S. 121-123.