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Klein Strellin



Die Landgemeinde, in der fruchtbaren Ebene nordwestlich von Stolp gelegen, war ein Bauerndorf. In die Ebene schnitt das Tal des Ziegenborn , der zur Stolpe abfloß und in den einige Talgründe einschnitten: der Schwalben-Schwanz-Grund, der Kater-Grund und der Schiefe Grund. Östlich des Dorfes führte die Stolpmünder Chaussee (Reichsstraße 125) vorbei nach Stolpmünde.

Einige Angaben über die Gemeinde Klein Strellin aus der Zeit vor 1945 in Kurzform:

Zugehörige Ortsteile : (2) Samelower Mühle-Strellin, Eisenbahnhaltestelle

Gemeindefläche in ha 471
Wohnbevölkerung am 17.Mai 1939 247
Zahl der Haushaltungen 64
Zahl der Wohnhäuser 1925 46
Amtsbezirk Groß Strellin
Standesamtsbezirk Groß Strellin
Gendarmeriebezirk Klein Strellin
Amtsgerichtsbezirk Stolp
Gemeindevorsteher 1931 G. Salomon
Bürgermeister 1937 Bauer Georg Salomon
Bahnstation Strellin
Entfernung -(ab Stolp 6,8 km)
Bahnlinie Stolp-Stolpmünde (Reichsbahn)
Poststelle II Klein Strellin
Letzte postalische Anschrift Klein Strellin über Stolp (Pom.)

Karte

Der historischen Dorfform nach ist Klein Strellin ein Winkelzeilendorf. Durch Kauf ging es 1366 von Heinrich von Puttkamer auf die Stadt Stolp über. Größe und Anzahl der Bauernstellen haben sich bis nach Beginn des 19. Jahrhunderts kaum geändert.
Die Protokolle der Stadt aus dem Jahre 1717 enthalten die Eintragung:

Bauern à 1 Lh.: 1. Martin Salomon, 2. Hanß Salomon, 3. Michel Kalff, 4. Marten Mickle(y), 5. Jochim Wetzel, 6. Michel Böttcher, 7. Marten Kallf (Kalff). Cossäth: Michel Nuthack.

Die Fürsorge der Stadt für ihre Eigentumsdörfer ist unverkennbar. Neben oft notwendiger Rüge des Rates nachlässigen Pachtbauern gegenüber, begegnen wir andererseits auch großer Nachsicht bei unverschuldetem Unglück. Um 1784 hatte Klein Strellin nach Brüggemann sieben Bauern, die keine Naturaldienste leisteten, sondern Dienstgeld gaben, einen Kossäten, einen Büdner, einen Schulmeister, einen Holzwärter, eine zu den Dörfern Klein Strellin und Arnshagen gehörige Wassermühle, die sogenannte Samelower Mühle, die der Müller auf Erbzins besaß, insgesamt dreizehn Feuerstellen. Im Zuge der Bauernbefreiung wurden durch Rezeß vom 9. Juli 1823 die Acker- und Wiesenländereien den sieben Kossäten überlassen. Im Jahre 1819 waren zuvor von dem Gutsforst, dem sogenannten "Überlauf", 50 Morgen verkauft worden. Die seit 1850 geschaffenen Rentenbanken haben im Laufe des 19. Jahrhunderts die völlige Ablösung der Reallasten und die Auflösung des Verhältnisses zwischen der Stadt und dem ehemaligen Kämmereigut vermittelt. So wurde aus dem städtischen Eigentumsdorf ein Bauerndorf. Im Jahre 1939 hatte es 32 landwirtschaftliche Betriebe, die sich wie folgt zusammensetzten:

11 mit 0,5 bis unter 10 ha
4 mit 5 bis unter 10 ha
8 mit 10 bis unter 20 ha
9 mit 20 bis unter 100 ha

Im letzten Güteradreßbuch werden als Bauernhofbesitzer genannt:
Nr. 8 Friedrich Albrecht 24 ha Nr. 3 Werner Plath 31 ha
Nr. 30 Ernst Kath 26 ha Nr. 18 Willi Salomon 50 ha
Nr. 7 Herbert Möws 25 ha Nr. 12 Hedwig Zessin 32 ha

Der durchschnittliche Grundsteuerreinertrag auf ein Hektar lag mit 8,29 RM erheblich über dem Kreisdurchschnitt (5,95 RM). Das idyllische "Charlottental" und das Dorf waren ein beliebtes Ausflugsziel der Stolper Bürger. Die Gastwirtschaft betrieb 1931 Körlin.

Charlottental
Charlottenthal

Gesellschaftshaus
Gesellschaftshaus in Klein Strellin

Die Samelower Mühle ging 1337 durch Kauf von Jesco von Rügenwalde auf die Stadt Stolp über. Sie vergab die Mühle in Erbpacht. Die Müllerfamilie Carsten hat sie mehrere Jahrhunderte hindurch besessen. Die auf der Mühle lastenden Spanndienste und Mehllieferungen an das Hospital zum Heiligen Geist löste der Mühlenmeister Panten 1855 in Rentenbriefen für alle Zeiten ab.

Samelower Mühle mit Wasserrad

Der Beitrag Alte Mühlen bei Stolp aus "Ostpommersche Heimat" fließt hier außerhalb "Pagel" ein.

Alle Dorfbewohner waren evangelisch. Klein Strellin gehörte zum Kirchspiel Arnshagen und damit zum Kirchenkreis Stolp-Stadt. Die Gemeinde hatte 1932 eine einstufige Volksschule mit einem Lehrer und 45 Schulkindern. Lehrer war zuletzt Guido Kohlhoff.

Klein Strellin wurde am 8. März 1945 von den Russen besetzt. Etwa gegen 9 Uhr ging eine ausgeschwärmte Schützenreihe zwischen Klein Strellin und Überlauf vor. Das Dorf selbst wurde jedoch kampflos eingenommen. In Klein Strellin nahm sich der Kreistierarzt Dr. Schwartz aus Schlawe mit seiner Familie auf der Samelower Mühle das Leben. "48 Stunden, Tag und Nacht, währte der Vormarsch der Truppen, Infanterie, Artillerie, Tanks und dergleichen, Kolonnen ohne einen Wechsel. 14 Tage ohne Schlaf, Jagd auf Frauen usw...." Im Sommer 1945 kamen die ersten Polen. Im August richtete sich im Dorf eine polnische Verwaltung ein. "Die Auswirkungen waren radikal (Verhaftungen und Plünderungen)." Auf Veranlassung eines polnischen Fremdarbeiters oder Kriegsgefangenen war Bürgermeister Heinrich Salomon schon am 16. April 1945 erschossen worden. Alle Dorfbewohner wurden über die Oder deportiert - ein Teil im April 1946. Die Heimatortskartei Pommern hat später 89 von ihnen in der Bundesrepublik Deutschland und 69 in der DDR ermittelt. Aus Klein Strellin wurde Strzelinko.

Kriegs- und Vertreibungsverluste: 17 Gefallene, 13 Ziviltote und 24 Vermißte ("ungeklärte Fälle").

(Quelle: "Der Landkreis Stolp in Pommern" Zeugnisse seiner deutschen Vergangenheit von Karl-Heinz Pagel)

(Quelle: BBF / DIPF / Archiv, Sammlungen der Gutachterstelle des BIL. Lehrerkartei und Personalbögen.)