Ueberschrift
Pommern Wappen

Hohenstein



Der Siedlungsform nach ist Hohenstein ein Zeilendorf. Es wurde wahrscheinlich im 13. Jahrhundert zur Zeit der deutschen Ostsiedlung gegründet. Darauf deutet schon der deutschsprachige Ortsname hin. Zunächst gehörte es Jesko von Schlawe aus dem Geschlecht der Svenzonen und seit dem 14. Jahrhundert der Stadt Stolp als Eigentumsdorf. Ursprünglich waren die Böttchers in Hohenstein Frei- und Lehnschulzen, d. h. sie hatten ihr Land vom Herzog zu Lehn und waren nur ihm untertan. Der Freischulze hatte das Schulzengericht zu hegen und er zahlte keine Steuern. Die Pest forderte im Jahre 1709 viele Opfer, die im Hohensteiner Wald auf dem sogenannten Pestfriedhof begraben liegen. Die Protokolle der Stadt Stolp über die städtischen Eigentumsdörfer aus dem Jahre 1717 enthalten die Eintragung:

Bauern à 1 13/17 Lh.: 1. Peter Ratzke, 2. Michel Mitzlaff, 3. Hanß Hilbrandt, 4. Tews Mickley, 5. Martin Freise, 6. Erdmann Kalff, 7. Hanß Kalff, 8. Jacob Kalff, 9. Peter Bödtker, 10. Marten Kalff, 11. Hanß Bödtker, 12. Peter Bödker, 13. Michel Ströhmer. (Dieser Hof gehört dem von Köller.)

In den Kirchenbüchern finden wir am Anfang des 18. Jahrhunderts die Hohensteiner Familiennamen Granzow, Ratzke, Seils, Wuttke, Zühlske. Ein eigentliches Rittergut hat in Hohenstein nicht bestanden. Vielmehr waren die Hohensteiner Zinspachtbauern, die ihre Höfe nur auf Zeit gepachtet hatten. Etwa 1770 erwarben einige Bauern ihre Höfe in Erbpacht. Um 1784 hatte Hohenstein nach Brüggemann elf Bauern und einen dazugekauften Bauernhof, einen Halbbauern, vier Büdner, einen Schulmeister und insgesamt neunzehn Feuerstellen. Durch die Bauernbefreiung erhielten alle Bauern 1820 ihre Höfe zu freiem Eigentum. Damals hießen die Familiennamen Böttcher, Granzow, Hildebrandt, Kalff, Koß, Mickley, Ratzke, Seils und Sonnemann. Im Jahre 1847 wurde die Gemeinheitsteilung, d. h. die Aufteilung der Weiden und des gemeinsamen Waldbesitzes durchgeführt. Dem Separationsrezeß hierüber ist zu entnehmen, daß damals schon die meisten Höfe geteilt waren.

Jakob Friedrich Granzow-der letzte Freischulze in Hohenstein (gest. 1897)

Dreizehn Halbbauern und fünf Vollbauern werden in der Urkunde genannt. Im Jahre 1892 wurde ein Friedhof angelegt, 1910 die Anschlußstrecke an die Stolpmünder Chaussee gepflastert und 1913 erhielt das Dorf elektrischen Strom. Im Jahre 1939 hatte Hohenstein 61 landwirtschaftliche Betriebe, die sich wie folgt zusammensetzten:

26 mit 0,5 bis unter 5 ha
10mit 5 bis unter 10ha
12 mit 10 bis unter 20 ha
13 mit 20 bis unter 100 ha

Im letzten Güteradreßbuch werden die Bauernhofbesitzer namentlich genannt:

Friedrich Albrecht 30 ha Karl Seils 20 ha
Karl Granzow 25 ha Richard Seils 22,5 ha
Otto Granzow 22 ha Bernhard Tramborg 38 ha
Wilhelm Granzow 24 ha Richard Voll 18 ha
Franz Groth 24 ha Wilhelm Voll 20,5 ha
Franz Krause 17 ha Meta Voß 21 ha
Willi Lemm 23 ha Richard Voß 17,5 ha
Reinhold Pagel 22 ha Heinrich Wuttke 21,5 ha
Erich Ratzke 24 ha Willi Wuttke 18 ha
Herbert Ratzke 26 ha Johann Zaddach 18 ha

Sie besaßen jeweils zwei bis vier Pferde, bis zu 19 Stück Rindvieh und 15 bis 26 Schweine. Der durchschnittliche Grundsteuerreinertrag auf ein Hektar lag mit 11,35 RM fast doppelt so hoch wie im Kreisdurchschnitt (5,95 RM). Als Gastwirt wird in einem Verzeichnis aus dem Jahre 1931 Moldenhauer genannt.

Am 10. Mai 1934 fand in Starkow eine große Bauernehrung statt. Die Vertreter von 131 pommerschen Bauernfamilien, die seit über 200 Jahren auf ihren Höfen saßen, empfingen handgeschnitzte eichene Ehrentafeln aus den Händen des Reichsbauernführers Darrè. Aus Hohenstein gehörten dazu sechs Geschlechter, die urkundlich nachweisbar waren seit:

1684 Hildebrandt Granzow 1725 Richard Voll
1692 Richard Seils 1725 Hermann Wuttke
1716 August Ratzke 1725 Heinrich Wuttke

Es wurde damals als ein Zeichen dafür angesehen, "daß gerade auch in Hohenstein ein guter, alter deutscher Menschenschlag sitzt, der durch viele Generationen hindurch in guten und bösen Tagen treu auf der ererbten Scholle ausgehalten hat".

In Hohenstein sind uns Freischulzen, Gemeindevorsteher und Bürgermeister seit dem 16. Jahrhundert bekannt. Als Schulzen waren eingesetzt:

Jacob Bodeker (erwähnt 1544) Peter Bötker gest. 1745
Tewes Boddeker (erwähnt 1589/90) Tewes Bötker gest. 1768
Tewes Boddeker gest. 1662 Jacob Grantzow gest. 1797
Peter Bödker gest. 1693 Jakob Granzow gest. 1856
Tewes Bödker gest. 1708 Garl Granzow
Michael Bödker gest. 1741 Jakob-Friedrich Granzow gest. 1897

In das Amt des Gemeindevorstehers bzw. Bürgermeisters (ab 1934) wurden berufen:

Bauer Johann Küttner Bauer Johann Seils 1904-1923
Bauer August Küttner bis 1904 Bauer Richard Seils 1923-1945

Aus der Zeit vor Kriegsbeginn kennen wir Hohenstein mit gepflasterten Dorfstraßen, einer elektrischen Straßenbeleuchtung, einem Sportplatz (1931), einem modernen Feuerlöschteich (1934) und schließlich einer Haltestelle an der Eisenbahnlinie Stolp-Stolpmünde. Viel ist auch für die Schönheit des Dorfes getan worden. "Der Besucher, der das Dorf Hohenstein zum ersten Male durchwandert, bekam sofort einen guten Eindruck von der Sauberkeit, Arbeitsamkeit und Ordnungsliebe seiner Bewohner. Die Gemeinde gehört bestimmt zu denen, die mit der Zeit fortgeschritten sind."

Die Dorfbevölkerung war evangelisch. Im Jahre 1925 hatte Hohenstein einen Bewohner katholischer Konfession (0,3 v.H.). Es gehörte zum Kirchspiel Arnshagen und damit zum Kirchenkreis Stolp-Stadt. Die Hohensteiner Schule wird urkundlich zuerst 1787 genannt. Das Patronat der Schule hatte bis zum Jahre 1908 der Magistrat der Stadt Stolp inne. Im Jahre 1844 wurde ein neues Schulhaus erbaut. Das letzte Schulhaus vor dem Krieg stammte aus dem Jahre 1911. Die Schule war 1932 einstufig. Ein Lehrer unterrichtete hier damals 49 Schulkinder. Über ein Menschenalter hinaus hat Lehrer Wilhelm Pinz in Hohenstein segensreich gearbeitet. Er führte den Schulunterricht so gut durch, daß ihm wiederholt Junglehrer zum Anschauungsunterricht zugeteilt wurden.

Die Räumung des Dorfes im Jahre 1945 erfolgte auf Anordnung des Stolper Landratsamtes. In den Morgenstunden des 8. März brach der Treck in Richtung Arnshagen-Nesekow auf. Eine Volkssturmeinheit zog sich über Hohenstein zurück. Nur sechs Bewohnern gelang die Flucht über Stolpmünde mit dem Schiff. Das Dorf wurde von russischen Panzern, die aus westlicher Richtung von Horst und Dünnow und von Arnshagen her angriffen, kampflos besetzt. Die geflohenen Dorfbewohner kamen nicht weit, am folgenden Tage kehrten fast alle nach Hohenstein zurück. Schon in den ersten Tagen gab es mehrere Tote. Bürgermeister Richard Seils wurde von den Russen verhaftet und in Stolp eingekerkert. Schwer typhuskrank kehrte er nach Hohenstein zurück. Sein Nachfolger als Bürgermeister wurde der Schlosser Adolf Seils, der dann aber ebenfalls eingesperrt wurde, und schließlich Lehrer Wilhelm Pinz. Am 6. Oktober 1945 bemächtigten sich die Polen des Dorfes. "Die Polen setzten sich in unsere Bauernhöfe als Bauern und wir wurden ihre Knechte. In manchen Fällen (waren sie) ganz brutal, u.a. wurde ums alles weggenommen, was ihnen gefiel." Polnische Polizei sperrten Carl Granzow und Lehrer Pinz in Stolpmünde in der Villa Röhlicke ein. In den Dünen nahe der Ostsee mußten sich beide ihr Grab schaufeln, und dann wurde ihnen erklärt, daß sie erschossen werden sollten. Sie könnten es ruhig tun, antwortete Granzow ihnen, er würde gern unter den rauschenden Kiefern seiner Heimat begraben sein. Während Granzow nach einiger Zeit entlassen wurde, mußte Lehrer Pinz nun dafür büßen, daß er sich den Russen als Bürgermeister zur Verfügung gestellt hatte. Er wurde viel geschlagen und schließlich zu acht Jahren Gefängnis verurteilt. In Naugard ist er elendig ums Leben gekommen. Alle Dorfbewohner wurden deportiert. Eine große Vertreibungsaktion erfolgte am 23. November 1946.

Die Heimatortskartei Pommern hat später 138 Dorfbewohner in der Bundesrepublik Deutschland und 120 in der DDR ermittelt. Die Polen, die das Dorf als Kriegsbeute in Besitz genommen haben, nennen es Wodnica. Kriegs- und Vertreibungsverluste: 17 Gefallene, 26 Ziviltote und 27 Vermißte ("ungeklärte Fälle").

(Quelle: "Der Landkreis Stolp in Pommern" Zeugnisse seiner deutschen Vergangenheit von Karl-Heinz Pagel)

(Quelle: BBF / DIPF / Archiv, Sammlungen der Gutachterstelle des BIL. Lehrerkartei und Personalbögen.)

Nachfolgend finden Sie eine interessante Schul-Chronik von Hohenstein.