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Pommern Wappen

Granzin



Die Landgemeinde Granzin war in der Ebene östlich von Stolp ein Gutsdorf, das aus zwei Gütern bestand:
Granzin A und Granzin B. Über das benachbarte Jeseritz führte der Weg in die nahe Kreisstadt.

Einige Angaben über die Gemeinde Granzin aus der Zeit vor 1945 in Kurzform:

Zugehörige Ortsteile: (2) Granzin A-Granzin B

Gemeindefläche in ha 746
Wohnbevölkerung am 17.Mai 1939 258
Zahl der Haushaltungen 55
Zahl der Wohnhäuser 1925 23
Amtsbezirk Ritzow
Standesamtsbezirk Ritzow
Gendarmeriebezirk Ritzow
Amtsgerichtsbezirk Stolp
Gemeindevorsteher 1931 Franz
Bürgermeister 1937 Inspektor August Knop
Nächste Bahnstation Jeseritz
Entfernung 2,8 km
Bahnlinie Stettin - Groß Boschpol - Danzig (Reichsbahn)
Poststelle Jeseritz
Letzte postalische Anschrift Granzin
Post Jeseritz (Kreis Stolp)

Der Siedlungsform nach war Granzin ein Zeilendorf. In einer 1302 ausgefertigten Urkunde wird es als Gransyn aufgeführt, 1341 Grantzin und 1493 Grentzin genannt. Es kam nach 1491 zusammen mit Jeseritz und Deutsch Buckow, alle östlich von Stolp gelegen, durch Tausch mit den Belows gegen drei im Schlawer Gebiet gelegene Besitze (Kummerzin, Schlönwitz, Dubberzin) an die Puttkamer. 1523 wird Bartholomeus putkumer myt synen Brodern tho granßin genannt. Nur in der ersten Generation blieb der Komplex in einer Hand. Nach der Matrikel der Kirche auf der Altstadt Stolp aus dem Jahre 1590 hatte Granzin sechs Bauernhöfe und zwei wüste Katen. Die Hufen-Klassifikation von 1717 enthält die Eintragung:

Besitzer: Lorentz Jürgen und David Puttkamers Erben. Keine Bauern. Ein Pensonarius: Michel Cramer.

1739 kaufte es Bogislaw Ulrich von Puttkamer auf Deutsch Karstnitz. Es ging 1740 wiederkäuflich und 1796 endgültig auf bürgerliche Besitzer über. Zu diesen gehörte im 18. Jahrhundert Christian Thomas und nach dessen Tod sein Sohn Martin Gottfried Thomas. Granzin hatte um 1784 nach Brüggemann zwei Vorwerke, einen Krug, eine Schmiede, insgesamt vier Feuerstellen. Im 19. Jahrhundert wurde Granzin geteilt. Granzin A besaß 1804 der Arrendator Krause. 1854 kaufte es Ernst Rudolf Hübner. Die letzten Besitzer waren: Theodor Deinert (1910), Frau Sophie Deinert (1928) und Gertrud Schelten, geb. Deinert, bis 1945. Das damals 372 ha große Rittergut Granzin A hatte 366 ha Ackerland, 6 ha Unland, Hofraum und Wege sowie einen Viehbestand von 35 Pferden, 128 Stück Rindvieh, 250 Schafen und 125 Schweinen.

Granzin B gehörte 1804 den Erben des Verwalters Raddatz. 1858 übernahm es Johann Schulz von seinem Vater. Dann erwarb Granzin B August Neitzke auf Warbelow, der hier seit 1873 ansässig war. Bei der Erbteilung 1910 erhielt der Sohn Leo Warbelow, während Granzin B und Papritzfelde der Tochter Margarethe von Duisburg zufielen. Als letzter Besitzer von Graozin B wird im Güteradreßbuch 1938 E. von Duisburg genannt. Das 374 ha große Rittergut Granzin B bestand zu 370 ha aus Ackerland und zu 4 ha aus Unland, Hofraum und Wegen. Sein Viehbestand belief sich auf 34 Pferde, 120 Stück Rindvieh und 200 Schafe. Die beiden Güter machten 100 v. H. der Gemeindefläche aus. Bäuerlichen Besitz gab es in Granzin nicht. Der durchschnittliche Grundsteuerreinertrag auf ein Hektar war mit 11,65 RM doppelt so hoch wie im Kreisdurchschnitt (5,95 RM).


Die Dorfbevölkerung war evangelisch. Im Jahre 1925 hatte Granzin einen Bewohner katholischer Konfession (0,4 v. H.). Es gehörte zur St.-Petri-Kirche in Stolp und damit zum Kirchenkreis Stolp-Altstadt. In der im Jahre 1932 einstufigen Volksschule unterrichtete ein Lehrer 46 Schulkinder. Lehrer waren 1931 Block und zuletzt Gaul. Er ist im April 1945 beim Volkssturm gefallen.

Die Russen besetzten Granzin am 8. März 1945. Zu dieser Zeit befanden sich außer den Dorfbewohnern noch etwa 600 Flüchtlinge im Dorf. „Wir sind alle zu Hause geblieben. Das war ein trauriges Bild. Aber wir kamen alle mit dem Leben davon. Das ganze Vieh wurde gleich alles fortgebracht. Die Gebäude sind alle heil geblieben bis auf unsere Feldscheune, die ist abgebrannt. Am 7. April (1945) kam eine Streife, die nahm uns Männer alle mit ... “ Der Besitzer von Granzin A, Herr Schelten, wurde ebenfalls verschleppt und verstarb unterwegs. Der Sohn holte die Mutter 1946 zu sich nach Rostock. Der Typhus forderte in Granzin mehrere Opfer. Im Oktober 1945 bemächtigten sich die Polen des Dorfes. Granzin B blieb lange ohne Besitzer und wurde später versiedelt. „Ein großer Scheunenteil ist 1946 abgebrannt, der Park abgeholzt, und die Gebäude, das Gutshaus und die Felder sind völlig verwahrlost.“ Granzin A wurde von den Polen als Mustergut eingerichtet. Sie statteten es mit Vieh, Maschinen und Inventar aus. Die zurückgebliebenen Gutsarbeiter und ihre Familien mußten nun unter einem polnischen Administrator arbeiten. Gutsinspektor Franz aus Granzin A ist im November 1953 in Granzin verstorben, während seine Frau und Tochter wie auch andere Dorfbewohner noch länger festgehalten wurden. Viele Deutsche blieben zurück. Für die Kinder dieser Familien gab es von 1952 ab für etwa fünf Jahre eine deutsche Schule. Die Heimatortskartei Pommern hat später 142 Dorfbewohner in der Bundesrepublik Deutschland und 31 in der DDR ermittelt. Die Polen, die das Dorf als Kriegsbeute in Besitz genommen haben, nennen es Grasino.

Kriegs- und Vertreibungsverluste: 6 Gefallene, 4 Ziviltote und 17 Vermißte („ungeklärte Fälle“).

Literatur

Goth. adel. Taschenbuch B 1931, S. 151-152
Goth. adel. Taschenbuch B 1935, S. 139
E. v. Puttkamer, Geschichte des Geschlechts v. Puttkamer, S. 214, 449 (weitere Hinweises. S. 875)
Aussiedlerberichte. In: Stolper Heimatblatt 1957, S. 247
Ost-Dok. 1 Nr. 172, pag. 165-169

(Quelle: "Der Landkreis Stolp in Pommern" Zeugnisse seiner deutschen Vergangenheit von Karl-Heinz Pagel)

(Quelle: BBF / DIPF / Archiv, Sammlungen der Gutachterstelle des BIL. Lehrerkartei und Personalbögen.)