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Pommern Wappen

Gatz



Gatz, im Westen des Kreisgebietes und am Rande des Talzuges des Motzbaches gelegen, hat seit ältester Zeit eine Wasserburg. Das Gemeindegebiet bildete mit Zitzewitz zusammen einen Zipfel, der weit in den Kreis Schlawe hineinragte. Etwas mehr als drei Kilometer südlich führte die Schlawer Chaussee (Reichsstraße 2) an Gatz vorbei nach Schlawe.

Einige Angaben über die Gemeinde Gatz aus der Zeit vor 1945 in Kurzform:

Zugehörige Ortsteile: (4) Büchenhof (Gatzerbüchen) - Gatzer Wassermühle - Karlshöhe - Rosengarten

Gemeindefläche in ha 772
Wohnbevölkerung am 17.Mai 1939 296
Zahl der Haushaltungen 72
Zahl der Wohnhäuser 1925 44
Amtsbezirk Gatz
Standesamtsbezirk Gatz
Gendarmeriebezirk Kublitz
Amtsgerichtsbezirk Stolp
Gemeindevorsteher 1931 Rhode
Bürgermeister 1937 Bauer Hugo Rhode
Nächste Bahnstation Zitzewitz
Entfernung 5,5 km
Bahnlinie Stettin - Groß Boschpol - Danzig (Reichsbahn)
Poststelle II Gatz
Letzte postalische Anschrift Gatz über Schlawe (Pom.)

Der historischen Dorfform nach ist Gatz ein kleines Gassendorf. Aus vorgeschichtlicher Zeit stammt der Burgwall bei der Gatzer Mühle auf einem Vorsprung am Motzbachtal. Gatz war laut Lehnsbrief seit 1463 im Besitz der Familie von Below, die es insgesamt 408 Jahre besessen hat. Das Gutshaus wurde seinem Stil nach Ende des 14. Jahrhunderts erbaut. Es war eine dreiseitige Wasserburg, unten als "festes Haus" und oben als Fachwerkbau errichtet. Die Hufen-Klassifikation von 1717 enthält die Eintragung;

Besitzer: Paul von Below, Casper von Below. Bauern à 1 Lh.: 1. Martin Schechey, 2. Martin Lange jun., 3. Jürgen Kautz, 4. Martin Lange sen., 5. Martin Buntze, 6. Frantz Heinrich von Below, 7. Casper von Belows Schwester. Cossäthen: 1. Hanß Hahlbeck, 2. Martin Lange.

Im Jahre 1772 wurden dem pommerschen Adel von Friedrich dem Großen Gelder für Bodenverbesserungen und Ansiedlung von Bauern zur Verfügung gestellt. Auf Gatz entfielen 3000 Taler. Drei Bauern wurden hier auf urbarem Acker bei der Schäferei angesiedelt und zwei Halbbauern an der Paalowschen Grenze. Etwa um 1780 kam das Dorf von dem Kreis Schlawe zum Kreis Stolp. Nach Brüggemann hatte es damals ein Vorwerk, eine Wassermühle, eine große Kalkbrennerei und eine Ziegelei, drei Bauern, zwei Halbbauern, drei Kossäten, eine Schmiede, ein Schulhaus. Zu Gatz gehörten auch auf der Feldmark des Dorfes ein Vorwerk, der Buchenhof genannt, mit zwei ganzen Bauern und zwei Halbbauern, die sogenannte Gatzer Kuhle, die "eine halbe Viertelmeile" vom Dorf entfernt lag, sowie ein nicht weit vom Dorf Mützenow gelegener Holzwärterkaten. Die Gatzer Kuhle bestand aus einer Schäferei, einem Kossätenhof und der Wohnung des Kalkbrenners. Im ganzen hatte Gatz 27 Feuerstellen. Im Jahre 1871 erwarb Wilhelm von Zitzewitz auf Zitzewitz durch Kauf Gatz und


Anteil von Nitzlin von dem Hauptmann Valerian von Below. Er begründete 1901 aus Zitzewitz, Gatz und Nitzlin ein Majorat. Ihm wurde 1909 vom König die preußische Grafenwürde nach dem Recht der Erstgeburt, geknüpft an den Besilz des Familien-Fideikommiß Zitzewitz-Gatz-Nitzlin, verliehen. Nach seinem Tode 1925 gingen Zitzewitz und Gatz mit Anteil Nitzlin auf seinen ältesten Sohn Heinrich über, der 1937 starb. Das Rittergut war damals 522 ha groß und hatte 421 ha Ackerland, 52 ha Wiesen, 43 ha Weiden, 9 ha Wald, 25 ha Unland, Hofraum und Wasserfläche. Der Viehbestand belief sich auf 57 Pferde, 163 Stück Rindvieh, 483 Schafe und fünf Schweine. Der letzte Besitzer von Gatz war Heinrichs ältester Sohn Wilhelm, der seinen Wohnsitz ebenfalls auf Zitzewitz nahm. Außer dem Gut gab es in Gatz 24 landwirtschaftliche Betriebe, die sich wie folgt zusammensetzten:

2 mit 0,5 bis unter 5 ha
10 mit 5 bis unter 10 ha
11 mit 10 bis unter 20 ha
1 mit 20 bis unter 100 ha

Der durchschnittliche Grundsteuerreinertrag auf ein Hektar war mit 13,79 RM mehr als doppelt so hoch wie im Kreisdurchschnitt (5,95 RM). Als Gastwirt wird in einem Verzeichnis aus dem Jahre 1931 Pagel genannt.

Alle Dorfbewohner waren evangelisch. Gatz gehörte zum Kirchspiel Symbow im Kreis Schlawe und zum Kirchenkreis Stolp-Stadt. Im Dorf wurde 1809 ein Schulhaus in massiver Bauweise errichtet. Für jedes Schulkind mußten die Eltern damals ein Fuder Torf liefern oder sechs Silbergroschen zahlen. Die Schülerzahl betrug 58. Im Jahre 1932 war die Schule einstufig und hatte eine Klasse, einen Lehrer und 53 Schulkinder. Lehrer in Gatz war Renn und zuletzt Johannes Oglivie (vermutlich Ogilvie), der aus dem Krieg gegen Rußland nicht zurückkehrte.

Gatz wurde am Nachmittag des 7. März 1945 Kampfgebiet und spätestens im Laufe der Nacht von den Russen besetzt. Wie überall kam es zu Plünderungen und Vergewaltigungen. Die nach Pommern eingedrungenen Polen nahmen auch Gatz in Besitz und vertrieben die gesamte Dorfbevölkerung. Die Heimatortskartei Pommern hat später 95 Dorfbewohner in der Bundesrepublik Deutschland und 123 in der DDR ermittelt. Aus der deutschen Gemeinde Gatz wurde das polnische Dorf Gać.

Kriegs- und Vertreibungsverluste: 14 Gefallene, 11 Ziviltote und 19 Vermißte ("ungeklärte Fälle").

Literatur

Pusch, von Below, Blatt LXIX/2
Sellke, G.: Das Schulwesen in den Dörfern des Kirchspiels Symbow. In: Ostpommersche Heimat 1935, Nr. 27-29
Sellke, G.: Siedlungen Friedrichs des Großen in Gatz, Symbow und Medenick. In Ostpommersche Heimat 1935, Nr. 42-44
Witt, Burgwälle, S. 19,20
v. Zitzewitz, Familienchronik, S. 169 ff.

(Quelle: "Der Landkreis Stolp in Pommern" Zeugnisse seiner deutschen Vergangenheit von Karl-Heinz Pagel)

(Quelle: BBF / DIPF / Archiv, Sammlungen der Gutachterstelle des BIL. Lehrerkartei und Personalbögen.)