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Pommern Wappen

Wintershagen



Die südlich von Stolpmünde gelegene Landgemeinde Wintershagen war Kirchdorf. Die Gemarkung erstreckte sich von der Stolpe im Westen bis zum Freichowbach, umfaßte den Wintershagener Wald und den Acker bis über das Vorwerk Sommershagen hinaus. Die Stolpmünder Chaussee (Reichsstraße 12) führte über Wintershagen nach Stolpmünde.
Zugehörige Ortsteile: (2) Chausseehaus - Sommershagen

Gemeindefläche in ha 722
Wohnbevölkerung am 17.Mai 1939 162
Zahl der Haushaltungen 41
Zahl der Wohnhäuser 1925 25
Amtsbezirk Wintershagen
Standesamtsbezirk Wintershagen
Gendarmeriebezirk Stolpmünde
Amtsgerichtsbezirk Stolp
Gemeindevorsteher 1931 Kleffe
Bürgermeister 1937 Bauer Richard Kleffe
Nächste Bahnstation Stolpmünde
Entfernung 3 km)
Bahnlinie Stolp-Stolpmünde (Reichsbahn)
Letzte postalische Anschrift Wintershagen über Stolp (Pom.)

Der historischen Dorfform nach ist Wintershagen ein Hagenhufendorf. Es war schon im 14. Jahrhundert im Besitz der von Winterfeld, die aus Vorpommern hierher gekommen waren. Sie haben dem Dorf wahrscheinlich seinen Namen gegeben. Die ältesten aus dem Geschlecht waren: um 1320 Dame Winterfeld, der Polte auf Weitenhagen heiratete, in nächster Generation Dettlof und dann Henning und Claus. Die Namen sind auf den vierflügeligen Fenstern der alten Kirche bis in unsere Zeit hinein erhalten geblieben. In der Musterrolle von 1523 war Cort Winterfeldth to Wintershagen genannt. Aber auch die Familien von Ramel und von Schwaven haben Wintershagen in Besitz gehabt. Bei einer Feuersbrunst 1644 wurden 21 Häuser Zerstört, 16 Häuser und die Kirche blieben stehen. Die Hufen-Klassifikation von 1717 enthält die Eintragung:

Besitzer: Ernst Bogislaff von Podewils. Bauern à 21/25 Lh.: 1. Marten Schult, 2. Christian Mantzey, 3. Marten Möller, 4. Michel Jämkow sen., 5. Michel Jämkow jun., 6. Jacob Mantzey, 7. Hanß Schult, 8. Marten Jämkow. Halbbauer: Michel Jämkow. Freymann: Jochem Schipper.

Am 1. August 1778 vernichtete ein Feuer 16 Häuser und einen Speicher. Nach Brüggemann gehörte Wintershagen um 1784 dem Leutnant der Königlichen Garde Otto Friedrich Graf von Podewils. Es hatte damals ein Vorwerk, einen Prediger, einen Schulmeister, neun Bauern, einen Förster oder Jäger, einen Kossäten, einen Krug, eine Schmiede und insgesamt 22 Feuerstellen. Von Graf Otto von Podewils erwarb der bisherige Pächter Johann Kratz Wintershagen und hat es bis zu seinem Tode bewirtschaftet. 1822 ging es auf seine Söhne über: Gustav, der spätere Kreisdeputierte von 1848 in der Paulskirche, erhielt Wintershagen A und Heinrich Wintershagen B. Durch Heirat kam Wintershagen A 1859 an Konrad von Uckermann, der bereits Groß Machmin und Bedlin besaß. Nach seinem Tode 1910 übernahm sein ältester Sohn Konrad Georg Wintershagen A, wo er 1922 starb. Im Jahre 1940 fiel das Gut an dessen jüngsten Sohn Ernst Henning, der am 2. Juli 1944 in Rußland den Tod fand. Das Gut Wintershagen B übernahm 1872 Carl Kratz von seinem Vater Heinrich. 1878 kaufte er Strickershagen hinzu und bewirtschaftete beide Güter nach modernsten Methoden vorbildlich. Sein früher Tod führte zur Übergabe der Güter an seinen Sohn Leo. Dieser verkaufte Strickershagen und 1914 dann auch Wintershagen B an einen Herrn Mach. Dann erwarb ein Herr Boenisch Wintershagen B, der den Rest des wertvollen Waldes abholzen ließ, um das Gut anschließend aufsiedeln zu lassen. Es kam 1920 als Hohenhagen zu Stolpmünde. Die Bauern blieben aber bei Wintershagen. Im Jahre 1938 hatte das 612 ha große Rittergut Wintershagen 395 ha Ackerland, 20 ha Wiesen, 10 ha Weiden, 192 ha Wald, 29 ha Unland, Hofraum und Wege sowie einen Viehbestand von 38 Pferden, 126 Stück Rindvieh und 400 Schafen. Außer dem Gut gab es in Wintershagen sechs landwirtschaftliche Betriebe, die sich wie folgt zusammensetzten:

1 mit 0,5 bis unter 5 ha
2 mit 5 bis unter 10 ha
2 mit 10 bis unter 20 ha
1 mit 20 bis unter 100 ha

Der durchschnittliche Grundsteuerreinertrag auf ein Hektar lag mit 7,88 RM über dem Kreisdurchschnitt (5,95 RM).

Im Jahre 1356 wurde die Kirche in Wintershagen "St. Johannes bapt. et St. Nicolai" geweiht und ihr Stolpmünde als Filial zugeordnet. Heyden weist darauf hin, daß mit der Gründung der beiden Kirchen und ihrer Weihe zu Ehren St. Johannis des Täufers, des Camminer Diözesanpatrons, Cammin im feierlichen Beisein von zwölf auswärtigen Bischöfen sein Besitzrecht auf das Land Stolp dokumentieren wollte. Kirche und Turm sind auf einem Feldsteinfundament aus Ziegeln mit Feldsteinen untermischt erbaut. Von der ersten Anlage rührt augenscheinlich nur der untere Teil des Turmes her. Der Turm hat auf der Westseite den spitzbogig überwölbten Haupteingang. Der Grundriß der Kirche ist rechteckig. Die Seitenmauern sind durch kleine flache Strebepfeiler verstärkt, Turm und Kirche durch einen großen Spitzbogen verbunden. Unter der Kirche befand sich ein Gruftgewölbe . Ein Grabstein von 1614 in der Turmhalle deckte einst die Grabstätte der Familie Winterfeld. Unter ihm ruhen Damian von Winterfeld, fürstlicher Landvogt zu Stolp und Schlawe, seine Ehefrau Sophia, eine geborene von Krümmel, und ihre beiden Söhne Georg und Niclaus. Mit Sophia von Krümmel starb deren Geschlecht aus. Ein zweiter Stein mit dem Winterfeldschen Wappen lag im Mitteleingang und war daher stark abgetreten. Der Altaraufbau auf gemauerter Mensa ist ein Stück aus der Barockzeit. Auf die Fläche der Predella war das Abendmahl gemalt, auf den Hauptteil die Kreuzigung und oben die Auferstehung. Der Altaraufbau stammt aus dem frühen 17. Jahrhundert wie auch der herrschaftliche Chor. Die Kanzel war ein Stück des 18. Jahrhunderts. Zur Ausstattung der Kirche gehörten zwei ungewöhnlich gedrungene gotische Leuchter, eine Tafel aus Holz, die im Relief den Heiland am Kreuz darstellte, ein Taufbecken aus Zinn mit der Jahreszahl 1718, eine Holzschnitzerei, Marie mit dem Kinde darstellend, ein Kruzifix mit geschnitzter Christusfigur und eine Zinnkanne mit der Figur des gekreuzigten Heilands. Die eine Glocke wurde 1614 gegossen und mit dem Wappen der Winterfeld und Krümmel verziert. Die zweite Glocke aus dem Jahre 1704 stammte von Ernst Kreideweiss in Kolberg.
Erster Pfarrer in Wintershagen war Nicolaus Rutinck. Stolpmünde wurde 1355 Filial zu Wintershagen. Um 1534 ist Jakob Knade als erster evangelischer Pfarrer bezeugt, der 1518 als erster lutherischer Prädikant in Deutschland in die Ehe getreten ist. Nach Heyden erscheint es zweifelhaft, ob Stolpmünde noch zu Ende des 16. Jahrhunderts im Filialverhältnis geblieben ist. "Jedenfalls deutet die Visitation nebst Abschied von 1590 und die Matrikel von 1596 auf eine gewisse Selbständigkeit." Mit Wirkung vom 1. Oktober 1909 wurde der Pfarrsitz nach Stolpmünde verlegt. Von der Mitte des vergangenen Jahrhunderts an haben in Wintershagen als Pastoren gewirkt:

Julius Arnold gen. Eggebert 1835-1857
Karl Gustav Rudolf Bartholdy 1858-1886
Karl Wilhelm Paul Wildberg 1887-1891
Paul Max Erich Karge 1891-1905
Ernst Felix Gotthold Krüger 1905-1909

Die Parochie Wintershagen bestand seit ältester Zeit aus den beiden Kirchengemeinden Wintershagen und Stolpmünde. Sie hatte 1940 fünf eingepfarrte Ortschaften und 5157 Gemeindemitglieder. Eingepfarrt waren die Kirchengemeinde Stolpmünde sowie die Guts- und Landgemeinden Wintershagen, Strickershagen und Nesekow. Die schon 1909 vom Konsistorium in Stettin als dringlich erachtete Umpfarrung von Nesekow in die Parochie Arnshagen kam auch nach Verlegung des Pfarrsitzes nach Stolpmünde nicht mehr zur Durchführung. Die weitere Entwicklung des Kirchenspiels ist in der Ortsbeschreibung von Stolpmünde dargestellt. Alle Bewohner von Wintershagen waren evangelisch. - In der im Jahre 1932 einstufigen Volksschule unterrichtete ein Lehrer 57 Schulkinder. Der letzte Lehrer war Wilhelm Braatz.
Am 6. März 1945 erhielten die Bewohner von Wintershagen durch den Ortsgruppenleiter von Stolpmünde die Anordnung, das Dorf im Treck zu verlassen. Der Treck setzte sich am folgenden 7. März morgens 6 Uhr in Richtung Stolp in Bewegung. Da die Straße von Stolpmünde nach Stolp mit Treckfahrzeugen völlig verstopft war und der Treck kaum vorankam, kehrten die Dorfbewohner wieder zurück. Auch der Gutstreck kam nur etwa vier Kilometer weit und wurde in Weitenhagen (Heinrichsfelde) überrollt. Die Russen erschossen dort den Förster Müller, weil er noch Uniform trug und eine Pistole bei sich hatte. Am 8. März rückten die Russen mit Panzern, Infanterie und Kavallerie aus Richtung Wobesde kommend in Wintershagen ein. Der Ort wurde kampflos besetzt. Wie überall vergewaltigten die Russen Frauen und Mädchen. Die Inneneinrichtungen des Gutshofes und der Kirche einschließlich Orgel und Gestühl wurden zerstört. Das Rindvieh vom Gut und den Tagelöhnern sowie die Schafe wurden von einem russischen Kommando abgetrieben. Da Wintershagen innerhalb des russischen Sperrbezirks an der Ostsee lag, mußten die Bewohner ihr Heimatdorf am Karfreitag räumen. Die Hälfte der Bewohner wurde geschlossen nach Veddin gebracht, die andere Hälfte im Sammeltransport nach Peest und Alt Reblin im Kreis Schlawe. Nach etwa vier bis sechs Wochen durften die Zwangsevakuierten Anfang Mai wieder zurück. Auf dem Gut war eine Kommandantur eingerichtet. Die Bewohner wurden nun zur Arbeit auf der Kolchose herangeholt. Die erste Arbeit bestand darin, die noch vorhandenen Kartoffeln nach Wobesde in die Brennerei zu schaffen.
Im Juli 1945 kamen die ersten Polen und besetzten die Höfe. "Irgendein Widersetzen gab es nicht. Viele Leute sind von den Polen verprügelt oder sogar mit der Waffe bedroht worden." Die Dorfbewohner wurden über die Oder nach Mittel- und Westdeutschland abtransportiert. Eine solche Vertreibungsaktion ist für den 2. September 1946 belegt. Die Vertriebenen lagen in Stettin sechs Wochen im Sammellager und kamen dann nach Salzkotten im Kreise Büren in Westfalen. Erst 1948 übergaben die Russen das Gut den Polen. Die Heimatortskartei Pommern hat später 102 vertriebene Dorfbewohner in der Bundesrepublik Deutschland und 29 in der DDR ermittelt. Aus der deutschen Gemeinde Wintershagen wurde das polnische Grabno.
Kriegs- und Vertreibungsverluste: 8 Gefallene, 4 Ziviltote und 17 Vermißte ("ungeklärte Fälle").

(Quelle: "Der Landkreis Stolp in Pommern" Zeugnisse seiner deutschen Vergangenheit von Karl-Heinz Pagel)

(Quelle: BBF / DIPF / Archiv, Sammlungen der Gutachterstelle des BIL. Lehrerkartei und Personalbögen.)


Hier erhalten sie Informationen über die heute noch vorhandenen Denkmäler von Wintershagen.

Wintershagen 1