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Pommern Wappen

Starkow



Die Landgemeinde Starkow war ein Bauerndorf in der fruchtbaren Ebene nordwestlich von Stolp. Es liegt an einem Wiesental, das vom Pamplinbach durchflossen wird.
Im Norden erstreckte sich das Gemeindegebiet über das Gut Gallenzin hinaus bis zu den Wiesen am Muddel-See, und im Osten bildete der Staatsforst Stolp die Grenze.
Die von Stolpmünde kommende Straße führte zwei Kilometer südlich des Dorfes vorbei über Saleske in den Kreis Schlawe.

Einige Angaben über die Gemeinde Starkow aus der Zeit vor 1945 in Kurzform:

Zugehörige Ortsteile: (2) Gallenzin - Gallenzin-Saleske, Bahnhof

Gemeindefläche in ha 856
Wohnbevölkerung am 17.Mai 1939 520
Zahl der Haushaltungen 116
Zahl der Wohnhäuser 1925 83
Amtsbezirk Mützenow
Standesamtsbezirk Mützenow
Gendarmeriebezirk Stolpmünde
Amtsgerichtsbezirk Stolp
Gemeindevorsteher 1931 Granzow
Bürgermeister 1937 Bauer Paul Granzow
Nächste Bahnstation Gallenzin - Saleske
Entfernung 4 km
Bahnlinie Schlawe-Stolpmünde (Reichsbahn)
Posthilfsstelle Starkow
Letzte postalische Anschrift Starkow Post Saleske über Stolp (Pom.)

Der historischen Dorfform nach ist Starkow ein Zeilendorf. Es war eine deutsche Neusiedlung nach deutschem Recht wie Gallenzin, Horst und Mützenow und gehörte zum Kloster Belbuk bzw. dessen Filial, dem Prämonstratenser - Nonnenkloster in Stolp. Man bezeichnete es deshalb auch als Klosterdorf. 1355, 1450 und 1540 erscheint es in alten Lehnsbriefen als Krümmelsches Eigentum. Einer der Erbhöfe in Pommern, die am längsten in derselben Familie und auch im selben Mannesstamm nachweisbar waren, ist der Stüwesche Freischulzenhof in Starkow. In den Steuerlisten von 1508 wird er noch nicht genannt, weil er ja bis auf die Gestellung des "Dienstpferdes" frei von jeder Steuer war. So finden wir ihn 1530 zum ersten Mal in einer Landliste, in der angegeben war, wieviel Hufen jeder Hof hatte. Dort steht, daß Joachim Stüwe 2 ⅔ Landhufen sein eigen nannte. Als 1534 auf dem Treptower Landtag in Pommern Reformation beschlossen und umgehend die Säkularisierung des Klosterbesitzes durchgeführt wurde, kam Starkow in den Besitz des herzoglichen Hauses. In preußischer Zeit gehörte es zu den achtzehn königlichen Dörfern, die dem Amt Stolp unterstanden. "Das Dorf ist in sehr gutem Zustand, hat Weizenacker und steht sich gut an Vieh, auch die Gebäude sind durchgehend gut." In den alten Berichten wird die gute Pferdezucht besonders herausgestellt. Die Prästationstabellen des Königl. Preuß. Amtes von 1732 enthalten die Eintragung:

Freischulze: Jochem Stüve. Bauern: 2. Peter Block, 3. Jacob Wockenfuß, 4. Peter Grantzow, 5. Peter Höpner, 6. Stephan Grantzow, 7. Hanß Grantzow, 8. Jochem Kettelhut, 9. Jürgen Schultz, 10. Erdmann Zessin, 11. Jochem Grantzow, 12. Martin Zessin, 13. Dins Kettelhut, 14. Hanß Voß, 15. Jochem Hoffmeister. Cossäthen: 1. Jürgen Hoffmeister, 2. Hanß Kettelhut, 3. Hanß Höpner, 4. Jochem Albrecht, 5. Martin Zeßin, 6. Ewald Rohde, 7. der Schmied Steinfeldt, 8. Otto Keding (Forstbeamter). Grundgeld: 1. Michel Grantzow, 2. Hanß Schultze, 3. Hanß Rohde, 4. Peter Veyelahn.

Um 1784 hatte Starkow mit dem Freischulzen zusammen fünfzehn Bauern, sechs Kossäten, zehn Büdner, unter denen sich der Schmied befand, einen Holzwächter, einen Schulmeister und insgesamt 32 Feuerstellen. Mit der Regulierung wurde aus dem Amtsdorf ein Bauerndorf. Allerdings blieb die Domäne bis zuletzt erhalten. Im Jahre 1938 war sie 174,5 ha groß und hatte 140,5 ha Ackerland, 20 ha Wiesen, 8 ha Weiden und 6 ha Unland, Hofraum und Wege sowie einen Viehbestand von zwölf Pferden, 105 Stück Rindvieh und 150 Schweinen. Sie war an Kurt Bohm verpachtet. Außer der Domäne gab es in Starkow 77 landwirtschaftliche Betriebe, die sich wie folgt zusammensetzten:

32 mit 0,5 bis unter 5 ha
23 mit 5 bis unter 10 ha
12 mit 10 bis unter 20 ha
10 mit 20 bis unter 100 ha

Im letzten Güteradreßbuch sind als Bauernhofbesitzer genannt:

Wilhelm Fessenbecker 28 ha Otto Hoffmeister 22,5 ha
Ernst Granzow 20 ha Hermann Mews 22 ha
Martin Granzow 21 ha Ernst Stüwe 48 ha
Paul Granzow 32 ha Ernst Voß I 24 ha
Ernst Hoffmeister 32 ha Ernst Voß II 24 ha
Max Hoffmeister 21 ha Johann Voß 30 ha
Sie besaßen jeweils zwei bis fünf Pferde, acht bis 17 Stück Rindvieh und bis zu 56 Schweine. Der durchschnittliche Grundsteuerreinertrag auf ein Hektar lag mit 25,43 RM viermal so hoch wie der Kreisdurchschnitt (5,95 RM).
Starkow Luftaufnahme
Am 10. Mai 1934 fand in Starkow eine große Bauernehrung statt. Die Vertreter von 131 pommerschen Bauernfamilien, die seit über 200 Jahren auf ihren Höfen saßen, empfingen aus den Händen des Reichsbauernführers Darre handgeschnitzte eichene Ehrentafeln. Aus Starkow gehörten dazu 28 Geschlechter, die nachweisbar waren seit:

1508 Paul Granzow 1530 Friedrich Höckendorf
1508 Ernst Voß II 1530 Martin Rhode
1508 Ernst Hoffmeister 1569 Martin Granzow
1508 Paul Zaddach 1569 Ernst Granzow
1508 Friedrich Wockenfuß 1569 Otto Hoffmeister
1508 Otto Wockenfuß 1569 Richard Hoffmeister
1508 Ernst Zessin 1569 Otto Hoffmeister
1508 Mews - Zessin 1569 Franz Voß
1508 Franz Zessin 1569 Ernst Voß I
1508 Duske - Schultz 1569 Johann Voß
1508 Friedrich Block 1589 Fessenbecker - Varsbotter
1530 Max Voß 1654 Wilhelm Zaddach
1530 Ernst Stüwe 1729 Adam-Block
1530 Bernhard Block 1729 Friedrich Steinfeldt

Bauernehrung in Starkow am 10. Mai 1934. Landfrauen betrachten die Ehrentafeln, die den alteingesessenen Familien von Starkow überreicht wurden

Aus Starkow sind uns Freischulzen seit dem 16. Jahrhundert und die späteren Gemeindevorsteher bekannt:

Joachim Stüwe (erwähnt 1530/42) Joachim Stüwe + 1787
Jürgen Stüwe + 1631 Joachim Stüwe + 1825
Joachim Stüwe + vor 1622 Martin Stüwe + 1827
Joachim Stüwe * vor 1589 Martin Stüwe * 1811
Joachim Stüwe + 1686 Ernst Reinhold Stüwe + 1922
Joachim Stüwe * 1636 Ernst Stüwe + 1929
Joachim Stüwe + 1769

Hof des Freischulzen Stüwe in Starkow

Handel und Handwerk hatten sich erfreulich entwickelt. Im Reichsadreßbuch 1941/42 werden genannt: der Bäcker Werner Granzow, der Gasthof Reinhold Zessin, die Mühlen von Marie Hoffmeister und Robert Hoffmeister, die Schmiede Wilhelm Steinfeld, die Schneider Friedrich Dittmann und Herbert Duske, die Schuhmacher Gerhard Granzow und Reinhard Groth, der Stellmacher Reinhard Adam, der Tischler Karl Redmann und der Zimmermann Erich Duske.

Alle Dorfbewohner waren evangelisch. Starkow gehörte zum Kirchspiel Mützenow und damit zum Kirchspielkreis Stolp - Stadt. In der im Jahre 1932 dreistufigen Volksschule unterrichteten zwei Lehrer in drei Klassen 97 Schulkinder. Es waren Lehrer Karl Haase und Lehrer Gerhard Rudolph.

Endlose Trecks aus Ost- und Westpreußen und aus dem Warthegau durchzogen im Februar und Anfang März 1945 die Gemeinde Starkow. Auch die Dorfbewohner erhielten in letzter Minute noch den Befehl zur Räumung. Er kam jedoch nicht mehr zur Ausführung, da die Russen zu schnell vordrangen. Volkssturmleute aus Starkow und den Nachbardörfern verließen den Ort am 8. März um 0.30 Uhr. Eine SS-Einheit setzte sich um 4.20 Uhr in Richtung Osten ab. Aber erst am Vormittag um 10 Uhr folgten russische Panzer. Bürgermeister Granzow übergab ihnen das Dorf. Es hat unter sowjetischer Besatzung schwer gelitten. Die Polen drangen am 25. September 1945 in das Dorf ein. Sie errichteten eine polnische Verwaltung, bemächtigten sich der Höfe, Häuser und Wohnungen und vertrieben die Dorfbewohner. Die Heimatortskartei Pommern hat später 192 von ihnen in der Bundesrepublik Deutschland und 144 in der DDR ermittelt. Aus dem deutschen Bauerndorf Starkow wurde das polnische Starkowo.
Kriegs- und Vertreibungsverluste: 28 Gefallene, 18 Ziviltote und 64 Vermißte ("ungeklärte Fälle").

Literatur
Livonius, A. von: Alte pommersche Bauerngeschlechter. In: Ekkehard. Mitteilungsblatt deutscher Genealogischer Abende vom 10. September 1935, 11. Jg. Nr. 4/5, S. 203 - 205
Livonius, A. von: Der Stüwe-Hof in Starkow und seine Umwelt. In: Ostpommersche Heimat 1938, Nr. 45-50 Ost-Dok. 1 Nr. 174, pag. 679

(Quelle: "Der Landkreis Stolp in Pommern" Zeugnisse seiner deutschen Vergangenheit von Karl-Heinz Pagel)

(Quelle: BBF / DIPF / Archiv, Sammlungen der Gutachterstelle des BIL. Lehrerkartei und Personalbögen.)