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Schwolow



Die nordwestlich von Stolp gelegene Landgemeinde Schwolow war zuletzt ein Bauerndorf. Es lag am Rande eines vermoorten Talzuges, der sich von Groß Brüskow bis Peest im Kreis Schlawe erstreckt und vom Motzbach durchflossen wird. Ackerflächen umgaben das Dorf auf allen Seiten. Im Norden begrenzte der Staatsforst Schwolow und im Süden der Motzbach das Gemeindegebiet. Von Stolp aus führte die Brüskower Chaussee nördlich an Schwolow vorbei über Mützenow in den Kreis Schlawe.

Einige Angaben über die Gemeinde Schwolow aus der Zeit vor 1945 in Kurzform:

Zugehörige Ortsteile: (3) Blockskaten - Krausenkaten - Lüdtkenkaten

Gemeindefläche in ha 901
Wohnbevölkerung am 17.Mai 1939 315
Zahl der Haushaltungen 78
Zahl der Wohnhäuser 1925 52
Amtsbezirk Groß Brüskow
Standesamtsbezirk Groß Brüskow
Gendarmeriebezirk Klein Strellin
Amtsgerichtsbezirk Stolp
Gemeindevorsteher 1931 Albert Albrecht I
Bürgermeister 1937 Malermeister Friedrich Baller
Nächste Bahnstation Gallenzin-Saleske
Entfernung 6 km
Bahnlinie Schlawe-Stolpmünde (Reichsbahn)
Poststelle II Schwolow
Letzte postalische Anschrift Schwolow über Stolp (Pom.)

Der historischen Dorfform nach ist Schwolow ein großes Angerdorf. Es war 1240 im Besitz der Johanniter, im 14. Jahrhundert saßen hier die Belows, 1536 die von Schwave, und 1474 wird Peter von Glasenapp genannt. Später gehörte es zu den königlichen Dörfern, die dem Amt Stolpe unterstanden. Die Prästationstabellen dieses Amtes von 1732 enthalten die Eintragung:

Freischulze: Erdmann Albrecht. Bauern: Jochem Dußke, 3. Greger Dußke, 4. Peter Zessin, 5. Christian Wutzmer, 6. Jacob Albrecht, 7. Greger Albrecht jun., 8. Peter Albrecht jun., 9. Greger Albrecht sen., 10. Hanß Wutzmer, 11. Greger Wutzmer, 12. Jürgen Albrecht, 13. Peter Albrecht sen., 14. Jochem Zessin, 15. Martin Hoffmeister. Cossäthen: Jochem Albrecht, 2. Jochem Lütcke, 3. Martin Albrecht. Schmied: Johann Albrecht.

Nach Brüggemann hatte Schwolow um 1784 mit dem Freischulzen zusammen fünfzehn Bauern, drei Kossäten, drei Büdner (darunter einen Schmied), einen Förster, einen Schulmeister und insgesamt 25 Feuerstellen. Mit der Regulierung wurde aus dem Amtsdorf ein Bauerndorf. Im Jahre 1939 hatte es 39 landwirtschaftliche Betriebe.

10 mit 0,5 bis unter 5 ha
10 mit 5 bis unter 10 ha
4 mit 10 bis unter 20 ha
15 mit 20 bis unter 100 ha

Das letzte Güteradreßbuch nennt als Bauernhofbesitzer namentlich:

Albert Albrecht I 71 ha Ida Duske 24 ha
Albert Albrecht II 52 ha Hermann Kloh 28 ha
Auguste Albrecht 28 ha Albert Müller 50 ha
Artur Albrecht 53 ha die Pfarre Schwolow 72 ha
Friedrich Albrecht I 63 ha August Schulz 52 ha
Friedrich Albrecht II 54 ha Wilhelm Schulz 47 ha
Gerhard Albrecht 48 ha Willi Wockenfuß 24 ha
Fritz Duske 50 ha Paul Zessin 51 ha

Der Viehbestand der Bauern belief sich auf jeweils bis zu neun Pferde, zehn bis 33 Stück Rindvieh, einige Schafe und bis zu 72 Schweine. Der durchschnittliche Grundsteuerreinertrag auf ein Hektar lag mit 11,23 RM fast doppelt so hoch wie der Kreisdurchschnitt (5,95 RM).

Am 10. Mai 1934 wurden auf einem Festakt in Starkow Vertretern von 131 pommerschen Bauernfamilien, die seit über 200 Jahren auf ihren Höfen gesessen hatten, handgeschnitzte eichene Ehrentafeln überreicht. Aus Schwolow gehörten dazu neun Geschlechter, die urkundlich nachweisbar waren seit:

1573 Albert Albrecht I 1581 Albrecht-Zessin
1654 Friedrich Albrecht I 1689 Paul Zessin
1659 Gerhardt Albrecht 1669 Franz Schulz
1585 Albrecht-Albrecht 1712 Albrecht-Schulz
1694 Schulz-Albrecht

Handel und Handwerk waren auf bescheidene ländliche Verhältnisse zugeschnitten. Es gab im Dorf 1941 den Schwolower Spar- und Darlehnskassenverein EGmbH, die Schwolower Molkerei-Genossenschaft EGmbH, die Gemischtwarenhandlung Luise Baller und W. Barz, den Maurermeister Bauske, die Mühlen Albert Papenfuß und Robert Papenfuß, die Schmiede Pagel, die Schuhmacher F. Boldt und Rhld. Sill, den Stellmacher Zielske und den Tischler Schulz.

Die Kirche in Schwolow war um 1400 aus Ziegeln auf Feldsteinfundament erbaut worden. Sie hatte einen Westturm und war weiß getüncht. Im vergangenen Jahrhundert wurde sie durch einen Choranbau erweitert, ursprünglich war sie "platt geschlossen". Der alte Ostgiebel besaß zwei spitzbogig überwölbte Fensteröffnungen, zwischen denen eine kleine Heiligenbildnische angeordnet war. Über dem Choranbau war er durch spitzbogig geschlossene Blenden gegliedert. Kleine Strebepfeiler verstärkten die Ecken des Ost- und Westgiebels und die Mitte des Schiffes. Der Westeingang war spitzbogig und eine große Spitzbogenöffnung verband Schiff und Turm. Im Innern hatte die Kirche eine flache Holzdecke. Den Turm zierten kleine Schallöffnungen und ein originelles doppeltes mit Ziegeln und Schindeln gedecktes Zeltdach. Die Ausstattung der Kirche war einfach. Das sechsseitige Taufbecken, aus Zinn gegossen, zeigte am Rande einfache Verzierungen in Form von Blumen und im Mittelteil in gleicher Technik eine Darstellung der Taufe im Jordan mit der Aufschrift: Hic filius meus dilectus. Die Arbeit gehörte dem 17. oder 18. Jahrhundert an. Ein Kelch mit Namen des Schenkers und den Jahreszahlen 1749 und 1759 war von derselben Gestalt wie der in der Marienkirche zu Stolp befindliche aus dem Jahre 1735. Eine Glocke trug die Aufschrift Durch Gots Gnade goss mich Johann Meyer in Colberg u. Stolp 1764, die andere Goss mich J. M. Meyer in Neu Stettin anno 1788.

Alle Bewohner waren evangelisch. Als Kirchengemeinde gehörte Schwolow zum Kirchspiel Groß Brüskow und damit zum Kirchenkreis Stolp-Stadt. In der im Jahre 1932 zweistufigen Volksschule unterrichtete ein Lehrer in zwei Klassen 66 Schulkinder. Als Lehrer war hier Friedrich Horn tätig.

Bereits im Januar 1945 hatte Schwolow erstmals die Anordnung erhalten, sich auf die Räumung vorzubereiten. Die Einwohner blieben jedoch alle im Dorf zurück. Täglich kamen Trecks aus Ost- und Westpreußen durch Schwolow. Bei der Besetzung durch die Russen mögen etwa 1000 Flüchtlinge im Dorf gewesen sein. Am 6. März gab Bürgermeister Gerhard Albrecht erneut den Räumungsbefehl, der aber nur von einem Teil der Bewohner befolgt wurde. Ein Drittel bis etwa die Hälfte der Bewohner brach mit Treckfahrzeugen auf. Zwischen Birkow und Stolp tauchte das Gerücht auf, daß Stolp schon von den Russen besetzt sei. Daraufhin kehrten die Wagen um, und die Flüchtlinge blieben zwei Tage in Groß Brüskow. Am 8. März kehrten sie nach Schwolow zurück. Kein Dorfbewohner konnte sich nach Westen in Sicherheit bringen. Am 8. März morgens gegen 7.30 Uhr rollten zwei russische Panzer aus Richtung Peest kommend durch Schwolow und fuhren in Richtung Stolp weiter. Es folgte bald Kavallerie. Im Ort wurde eine russische Kommandantur eingerichtet. Am 1. August 1945 nahmen die Polen das Dorf in Besitz. Es kam ein Bürgermeister, der sich recht deutschfreundlich zeigte. Er blieb jedoch nur zwei Wochen und wurde von einem regelrechten Deutschenhasser abgelöst. Bald trafen Landmesser ein und stellten die Gemeinde-und Grundstücksgrenzen neu fest. Die Miliz errichtete eine wahre Schreckensherrschaft. Sie holte nach Gutdünken männliche Bewohner, junge Leute vor allem, auf die Polizeistation, wo sie gequält und gefoltert wurden, um bestimmte Aussagen zu erpressen. "Richter und Vollstrecker waren der polnische Bürgermeister und der Kommandant." Schwer mißhandelt wurden u. a. auch Robert Papenfuß und Frau, weil ihr Sohn bei der SS war, Schuhmacher Franz Boldt, weil er seine Tochter nicht den Polen überlassen wollte, und Stellmacher Wilhelm Zielke, dessen Sohn Kriegsinvalide war. Ihm schlug man die Zähne und die Armprothese kaputt. "Es gab aber auch Polen, die sich mit den Deutschen das Essen teilten." Es waren seltene Ausnahmen. Nach und nach wurden die Dorfbewohner deportiert. Als erste kamen die Flüchtlinge aus Ost- und Westpreußen im Frühherbst 1945 an die Reihe. Die Dorfbewohner wurden am 23. November 1945 und 26. November 1946 abtransportiert. Die Heimatortskartei Pommern hat später 105 vertriebene Dorfbewohner in der Bundesrepublik Deutschland und 148 in der DDR ermittelt. Aus dem deutschen Bauerndorf Schwolow wurde das polnische Swolowo.

Kriegs- und Vertreibungsverluste: 25 Gefallene, 11 Ziviltote und 27 Vermißte ("ungeklärte Fälle").

(Quelle: "Der Landkreis Stolp in Pommern" Zeugnisse seiner deutschen Vergangenheit von Karl-Heinz Pagel)

(Quelle: BBF / DIPF / Archiv, Sammlungen der Gutachterstelle des BIL. Lehrerkartei und Personalbögen.)