Einige Angaben über die Gemeinde Reitz aus der Zeit vor 1945 in Kurzform:
Zugehörige Ortsteile: (3) Chauseehaus-Gesellschaftshaus-Neiderzin
Gemeindefläche in ha | 823 |
Wohnbevölkerung am 17.Mai 1939 | 209 |
Zahl der Haushaltungen | 48 |
Zahl der Wohnhäuser 1925 | 22 |
Amtsbezirk | Reitz |
Standesamtsbezirk | Reitz |
Gendarmeriebezirk | Ritzow |
Amtsgerichtsbezirk | Stolp |
Gemeindevorsteher 1931 | Rittergutsbesitzer Arnold |
Bürgermeister 1937 | Landwirt Friedrich-Wilhelm Arnold |
Nächste Bahnstation | Jeseritz |
Entfernung | 4 km |
Bahnlinie | Stettin - Groß Boschpol - Danzig (Reichsbahn) |
Zweigpostamt | Reitz |
Letzte postalische Anschrift | Reitz über Stolp (Pom.) |
Die Bevölkerung war überwiegend evangelisch. Im Jahre 1925 hatte Reitz vierzehn Bewohner katholischer Konfession (4,6 v. H.). Es gehörte zum Kirchspiel Vessin und damit zum Kirchenkreis Stolp-Stadt. In der im Jahre 1932 einstufigen Volksschule unterrichtete ein Lehrer 41 Schulkinder. Der letzte Lehrer in Reitz war Robert Zahn.
In Reitz gab es einen großen Militärflugplatz - den Fliegerhorst Stolp-Reitz. Der Flugplatz war 1200 Meter lang und ebenso breit. Auf dem Fliegerhorst standen drei große Gebäude A-B-C. Im Steinhaus A war die Kommandantur und die Vermittlung untergebracht, im Bau B befanden sich Mannschaftsräume, und im Steinbau C lag die Nachrichtentruppe. Dazu gab es fünf große Flugzeughallen, die Flugleitung, die Werft und etwa 20 Baracken.Am Ende des Krieges spielte Stolp-Reitz wieder als Frontflugplatz eine Rolle. Täglich starteten und landeten hier Jäger und Kampfflugzeuge, um die Erdtruppe in ihrem Abwehrkampf zu unterstützen. Am Abend des 8. März befand sich auf dem Flugplatz der Gefechtsstand der I. Abteilung des 4. SS-Artillerie-Regiments, die sich über Stolp zurückzog. Alle militärisch wichtigen Anlagen wurden im Laufe der Nacht gesprengt. Am 8. März traten auch die Bewohner im Treck die Flucht an und trafen abends in Marienfelde, das zum Gut Lojow gehört, ein. Am folgenden Morgen wurde der Treck von den Russen überrollt. Nach etwa sechs Wochen kehrten die Geflohenen nach Hause zurück. Dreizehn blieben zunächst in Lojow, zwei hatten sich das Leben genommen. Am frühen Nachmittag des 8. März wurde Reitz von den Russen besetzt. Es fielen nur wenige Schüsse, und es gab keinen Widerstand. Das Dorf war voll von Flüchtlingen aus Ostpreußen. Ein Arbeiterwohnhaus und das Forsthaus wurden von Artilleriegeschossen getroffen. Der Flugplatz wurde gleich nach der Besetzung mit russischem Militär belegt und als Frontflugplatz verwendet. Reitz galt bei der Bevölkerung als die unsicherste Gegend um Stolp.
Die Polen konnten sich wegen der russischen Besatzung erst 1950 des Flugplatzes bemächtigen. Auch die Deportation der Dorfbewohner erfolgte daher erst zu einem relativ späten Zeitpunkt. Auf dem Flugplatz wurden die Baracken wieder aufgebaut, die Hallen instand gesetzt, und Bodenpersonal zog ein. Fortan waren es polnische Flugzeuge, die über Stolp kreisten. Die Heimatortskartei Pommern hat später 89 vertriebene Dorfbewohner in der Bundesrepublik Deutschland und 54 in der DDR ermittelt. Aus der deutschen Gemeinde Reitz wurde das polnische Redzikowo.Kriegs- und Vertreibungsverluste: 10 Gefallene, 7 Ziviltote und 15 Vermißte ("ungeklärte Fälle").
(Quelle: "Der Landkreis Stolp in Pommern" Zeugnisse seiner deutschen Vergangenheit von Karl-Heinz Pagel)
(Quelle: BBF / DIPF / Archiv, Sammlungen der Gutachterstelle des BIL. Lehrerkartei und Personalbögen.)