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Kublitz



Die Gemeinde Kublitz, unmittelbar an der südlichen Grenze zur Stadt Stolp gelegen, war ein Bauerndorf. Von dem einstigen Gutsdorf Adlig Kublitz im Süden war es durch den Kamenz-Bach getrennt. Im Osten folgte die Grenzlinie dem Lauf der Stolpe. Von Stolp aus führte der Weg auf der Bütower Straße und der Kublitzer Chaussee über die Stadtgrenze in das benachbarte Kublitz.

Einige Angaben über die Gemeinde Kublitz aus der Zeit vor 1945 in Kurzform:

Zugehörige Ortsteile: keine

Gemeindefläche in ha 646
Wohnbevölkerung am 17.Mai 1939 1236
Zahl der Haushaltungen 332
Zahl der Wohnhäuser 1925 98
Amtsbezirk Lossin
Standesamtsbezirk Lossin
Gendarmeriebezirk Kublitz
Amtsgerichtsbezirk Stolp
Gemeindevorsteher 1931 Klemm
Bürgermeister 1937 Landwirt Albert Runow
Nächste Bahnstation Stolp
Entfernung 3 km
Bahnlinie Stettin - Groß Boschpol - Danzig (Reichsbahn)
Poststelle I Kublitz
Letzte postalische Anschrift Kublitz über Stolp (Pom.)

Der Siedlungsform nach ist Kublitz ein kleines Gassendorf. Kublitz, das ursprünglich zusammen mit Adlig Kublitz ein Dorf bildete, wird 1315 in einer Urkunde genannt, in der Markgraf Waldemar von Brandenburg dem Kasimir Svenzo und seinen Erben den Besitz des Dorfes als Lehen bestätigte. Im Jahre 1344 werden die von Tryphenos als Lehnsherren genannt. Im 16. Jahrhundert gehörte Kublitz zum Leibgedinge der Herzogin Erdmut, die ihren Witwensitz im Schloß zu Stolp hatte. Ein Teil von Kublitz wurde ein Lehen der von Puttkamer, die früher auf Lossin und auch in Krampe begütert waren. Im Jahre 1734/35 verkauften die Puttkamers auf Plassow einen nörd­lich des Kamenz-Baches gelegenen Teil des Dorfes an die Königliche Domänenverwaltung in Stolp. Seither heißt dieser Teil Königlich Kublitz, der andere, der den Puttkamers auf Lossin verblieb, Adlig Kublitz. Die Hufen-Klassifikation von 1717, also aus der Zeit vor der Trennung der beiden Dörfer, ist unter der Ortsbeschreibung von Adlig Kublitz wiedergegeben.

Kublitz hatte um 1784 nach Brüggemann dreizehn Bauern, von welchen vier auf dem seit einigen Jahren abgebauten Vorwerk angesetzt worden sind, zehn Büdner und insgesamt 23 Feuerstellen. Die Bauernhöfe waren im niedersachsischen Stil angelegt. Die Straßenseite nahm das Torhaus mit der Durchfahrt, einer kleinen Seitenpforte und einer Altenteilswohnung ein. Rechts und links davon standen die Stall- und Wirtschaftsgebäude sowie die Scheune mit der Lehmtenne. Gegenüber dem Torhaus stand das Bauernhaus. Sämtliche Gebäude waren aus Fachwerk und mit einem Strohdach gedeckt. In der Mitte des auffallend großen Hofes lag ein riesiger Dunghaufen, um den sich das Federvieh tummelte. So etwa steht es in den Aufzeichnungen "Kublitz vor 50 Jahren" von Wilhelm Fubel.


Im Jahre 1939 hatte Kublitz 84 bäuerliche Betriebe, die sich wie folgt zusammensetzten:

37 mit 0,5 und unter 5 ha
9 mit 5 und unter 10 ha
32 mit 10 und unter 20 ha
6 mit 20 und unter 100 ha

Im letzten Güteradreßbuch werden als Bauernhofbesitzer namentlich genannt:

Wilhelm Albrecht 29 ha Karl Kroll 21 ha
Hermann Bolduan 24,5 ha Franz Lange 26 ha
Gustav Kroll 28 ha Gustav Lippitz 20 ha

Sie besaßen jeweils bis zu drei Pferde, acht bis zwölf Stück Rindvieh und bis zu 29 Schweine. Der durchschnittliche Grundsteuerreinertrag auf ein Hektar lag mit 11,31 RM etwa doppelt so hoch wie der Kreisdurchschnitt (5.95 RM).

Die wirtschaftliche Situation der Gemeinde war gekennzeichnet durch die Nähe der Stadt Stolp. Die meisten Dorfbewohner lebten von der Industrie, dem Handel und Handwerk. An erster Stelle sind hier die Elektrizitäts-Verwertungsgenossenschaft EGmbH, die Ländliche Spar- und Darlehnskasse EGmbH, die Molkerei GmbH und die Maschinenfabrik Hermann Fischer zu nennen. An Betrieben des Handels gab es die Bäcker K. Schwarz und F. Waldow, die Baugeschäfte Arno Albrecht und O. Desens, die Fahrradhandlung Reinhold Lange, die Fleischer H. Echtmann, B. Hafer, G. Lipkow jun., Marske, E. Mielke, Waldow und F. Zenke, den Friseur E. Paul, das Fuhrgeschäft Willi Drefke, die fünf Gartenbaubetriebe Behnke, Fr. Fischer, E. Stolpmann, Strelow und Karl Tosch, die Gasthöfe Bürgerheim unter Otto Lange, Deutsches Haus unter Ernst Stross und Gesellschaftshaus unter B. Wolff, die Gemischtwarenhandlungen F. Kienitz, H. Menzel, Franz Runow und K. Schwarz, die Mühlen E. Hafer und P. Schwarz, den Pantoffelmacher August Dallmann, den Sattler G. Adler, die Schmieden R. Albrecht und K. Lange, die Schneider K. Albrecht, Fr. Neitzel und E. Neitzke, die Schuhmacher Ehlert, Machande und Rutkowski, die Stellmacher Walter Lossin und G. Vietzke, die Tischler Karl Höpner und B. Schmidt sowie die Viehhandlung Paul Retzke. Als Hebamme hatte sich in Kublitz Frau Schröder niedergelassen.

Aus der Zeit vor 1300 stammt der Besitz der Svenzonen an der Kublitzer Mühle, die später zu den fünf Stolper Hospital-Mühlen gehörte. Sowohl die Puttkamer als auch die Stadt Stolp gingen bei späteren Prozessen leer aus. Als im Jahre 1850 das Gesetz über die Ablösung der Reallasten herauskam, machte der damalige Müller Johann Jakob Herrmann von den Vergünstigungen dieses Gesetzes Gebrauch und löste die damals noch bestehenden Eigentumsbeschränkungen ab. Die Stadt Stolp und das Hospital erhielten als Abfindung rund 800 Taler in Rentenbriefen, die der Besitzer der Mühle in 56 Jahren zu tilgen hatte. Nach 462 Jahren ging die Mühle damit in privaten Besitz über.

Aus Kublitz kam Paul Maede, ein Heimatdichter unseres Stolper Landes, der als Hauptlehrer und Organist im Dorf tätig war. "Am Herzen der Natur", "Hermann Roß, der Bahnwärterjunge" und "Eiala, der Schmetterling" sind die Titel seiner Werke.

Kublitz hatte im Mittelalter eine Kirche, die dem Patronat des Stolper Nonnenklosters unterstand. Sie wurde 1530 ausdrücklich erwähnt. Im Jahre 1555 kam es zu einem Neubau. Auch er wurde auf der kleinen Anhöhe des Dorfes in prächtiger Lage errichtet. Der massive überputzte Turm am Westende, dessen oberer Teil Schall­öffnungen trug, stammt noch aus gotischer Zeit. Das Längsschiff mit Satteldach und halbkreisförmiger Apsis soll erst im 17. Jahrhundert hinzugekommen sein. Turm und Schiff waren durch eine große Spitzbogenöffnung verbunden. Altar und Kanzel zeigten als Verzierung aufgelegte Schnitzereien. über dem Altar war die Kanzel angebracht, und darunter befand sich die von einem einfachen Holzgitterwerk umgebene Familiengruft der von Puttkamer. Das Gestühl stammt laut Inschrift aus dem Jahre 1608. Zwei Rotgußkronen mit fünf und sechs Armen, oben mit Adler, unten mit Löwenkopf und Ring, sind dem 17. Jahrhundert zuzurechnen. Die Glocke trug die Jahreszahl 1594. Etwa 1925 wurde das Kirchenschiff nach beiden Seiten um einen Meter erweitert, während an den Enden Chorraum und Turm erhalten blieben. So entstand in kürzester Frist ein neues Gotteshaus.

Zur Zeit der großen Kirchenvisitation von 1590 war Kublitz noch Filial der Pfarrkirche St. Marien in Stolp und wurde von dem Diakon der Marienkirche mitverwaltet. Im Jahre 1612 richtete die Fürstin Erdmut eine eigene Pfarrstelle ein. Sie stattete sie mit Kapital aus, dessen Zinsen zum Unterhalt des Predigers von Kublitz verwendet werden sollten. Der erste Pfarrer von Kublitz wurde am 28. Juni 1612 durch den Hofprediger und Präpositus, Magister Daniel Rubenow, feierlichst in sein Amt eingeführt. Es war Prediger Erasmus Jancke aus Hammerstein. Seitdem Pastor Drenkhan, der im Kublitzer Pfarrhaus auf der Altstadt zu Stolp wohnte, 1665 zugleich auch in die Schloßpredigerstelle berufen wurde, sind beide Kirchengemeinden von einem Pastor als Gesamtparochie verwaltet worden. Die damals größere Kublitzer Gemeinde bekam den Vorteil eingeräumt, daß an den ersten hohen Feiertagen (Weihnachten, Ostern, Pfingsten) der Hauptgottesdienst in Kublitz gehalten werden mußte. Dabei ist es bis zum Schluß geblieben. Im Jahre 1925 hatte Kublitz einen Bewohner katholischer Konfession (0,1 v. H.). Alle anderen waren evangelisch.

Kublitz und Adlig Kublitz hatten eine gemeinsame Schule. Der Sitz des Schulverbandes befand sich in Kublitz. die Schule in Adlig Kublitz.

Zusammen mit den anderen im südwestlichen Teil des Stolper Landkreises zuerst bedrohten Gemeinden erhielt Kublitz bereits am Abend des 6. März 1945 gegen 19 Uhr den Räumungsbefehl. Bürgermeister Runow gab ihn den Bewohnern bekannt. Am folgenden Morgen brachen die Bewohner im Treck und zum Teil auch einzeln über Stolp in Richtung Schmolsin auf. Offenbar ist in und um Kublitz herum noch bis in die Nacht zum 8. März gekämpft worden. Eine ganze Reihe von Häusern wurden zerstört, darunter das Gemeindeamt. Am Morgen des 8. März gegen 7 Uhr rollten die russischen Panzer der 18. Garde-Panzer-Brigade, die zum 3. Garde-Panzer-Korps gehörte, über Kublitz nach Stolp hinein. Der Kublitzer Dorftreck wurde von den Sowjets in Neu Gutzmerow eingeholt. In den ersten Tagen erschossen wurden Fräulein Bahr, Robert Knoll, Herr Klemm und Frau (14. März), aber auch einige Flüchtlinge aus Ostpreußen. über 50 Personen wurden verschleppt; davon kamen 15 nicht zurück. über 110 Dorfbewohner sind gestorben, die meisten an Typhus, und etwa 120 Flüchtlinge. Schon als die geflohenen Dorfbewohner sich von Neu Gutzmerow auf den Heimweg machten, gab es die ersten Verluste. Vom Mai an besserten sich die Verhältnisse in mancher Hinsicht. Der russische Kommandant gab sogar die Erlaubnis, wieder Gottesdienst zu halten. Im Juni 1945 kamen bewaffnete Polen ins Dorf. Die Bauernhöfe, die Betriebe, aber auch die Kirche wechselten nun den Besitzer. Immerhin durften Jugendwart Drescher und Paul Scharnofske bis zu ihrer Vertreibung in der Kirche weiter predigen. "Ich habe später noch mal im Vorbeigehen so flüchtig hineingeschaut und gesehen, daß die Kanzel von ihrem früheren Platz abgenommen und beim Eingang in die Sakristei rechts aufgebaut war. Das war nach meiner Meinung doch ein großer Unsinn, denn unser liebes Gotteshaus war dadurch verschandelt und verunziert" (P. Schulz). Die Mühle überließen die Russen den Polen erst am 15. März 1947. Die Dorfbewohner wurden bis zum Herbst 1947 alle vertrie­ben. Die Heimatortskartei Pommern hat später 790 von ihnen in der Bundesrepublik Deutschland und 173 in der DDR ermittelt. Die Polen, die das Dorf als Kriegsbeute in Besitz genommen haben, nannten es zunächst Kobylinica und schlugen es später der Stadt Stolp zu.

Kriegs- und Vertreibungsverluste: 41 Gefallene, 77 Ziviltote und 198 Vermißte ("ungeklärte Fälle").

Literatur

PUB VI Nr. 4109
Eisermann, Wilhelm: Alte Mühlen bei Stolp. Nach alten Akten aus dem städtischen Archiv (1. Die Kublitzer Mühle). In: Ostpommersche Heimat 1937. Nr. 23
Fubel, Wilhelm: Kublitz um die Jahrhundertwende. In: Stolper Heimatblatt 1959, S. 67-69
Dr. H. Paul Maede - ein Heimatdichter des Stolper Landes. In: Ostpommersche Heimat 1935, Nr. 21
E. v. Puttkamer, Geschichte des Geschlechts v. Puttkamer, S. 187, 564 (weitere Hinweise S. 876)
P. Sch.: Die Gründung der Pfarre in Kublitz. In; Ostpommersche Heimat 1937, Nr. 36
Scharnofske, Paul: Rund um den Kublitzer Kirchturm. In: Stolper Heimatblatt 1954, S. 180-182
Scharnofske, Paul: Die Kirche in Kublitz. In; Stolper Heimatblatt 1956. S. 337-338
Schulz, Paul: Gedanken und Erinnerungen an Kublitz. In: Stotper Heimatblatt 1965, S. 43-47
Ost-Dok. 1 Nr. 173, pag. 315-320
Kublitzer! Wo bleibt unser Bürgermeister Albert Runow? In: Stolper Heimatblatt 1952, Nr. 10
F. B.: Rund um den Kublitzer Kirchturm. In: Stolper Heimatblatt 1954, S. 235
P. Sch.: Mein Abschied von Kublitz (1946). In: Stolper Heimatblatt 1965, S. 47-49

(Quelle: "Der Landkreis Stolp in Pommern" Zeugnisse seiner deutschen Vergangenheit von Karl-Heinz Pagel)

(Quelle: BBF / DIPF / Archiv, Sammlungen der Gutachterstelle des BIL. Lehrerkartei und Personalbögen.)