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Pommern Wappen

Horst



Die Landgemeinde Horst, in einer fruchtbaren Ebene nordwestlich von Stolp gelegen, war ein Bauerndorf. Reiche, langgezogene Ackerflächen umgaben es, begrenzt im Osten vom Flacken-Wald und im Süden von dem Staatsforst Stolp. Die von Stolp kommende Chaussee führte über Groß Brüskow durch den Schwolower Forst nach Horst und weiter nach Dünnow.

Einige Angaben über die Gemeinde Horst aus der Zeit vor 1945 in Kurzform:

Zugehörige Ortsteile : (3) Alte Reihe-Neue Reihe-Horster Teich

Gemeindefläche in ha 927
Wohnbevölkerung am 17.Mai 1939 521
Zahl der Haushaltungen 131
Zahl der Wohnhäuser 1925 99
Amtsbezirk Arnshagen
Standesamtsbezirk Dünnow
Gendarmeriebezirk Stolpmünde
Amtsgerichtsbezirk Stolp
Gemeindevorsteher 1931 Varsbotter
Bürgermeister 1937 Landwirt Johannes Hoffmeister
Nächste Bahnstation Arnshagen
Entfernung 3,5 km
Bahnlinie Stolp-Stolpmünde (Reichsbahn)
Poststelle II Horst
Letzte postalische Anschrift Horst über Stolp (Pom.)


Der historischen Dorfform nach ist Horst ein Winkelzeilendorf. Es war wie Gallenzin, Mützenow und Starkow eine deutsche Neusiedlung und gehörte wie diese zum Kloster Belbuk bzw. zu dessen Filiale, dem Praemonstratenser Nonnenkloster in Stolp. Horst und Starkow hatten Freischulzenhöfe. Aus den Jahren 1355, 1450 und 1540 existieren Lehnsbriefe, in denen außer Dünnow, Muddel und Lindow auch Starkow und Horst als Krümmelsches Eigentum genannt werden. Jedenfalls kam Horst mit der Reformation in herzoglichen Besitz und gehörte zur preußischen Zeit zu den 18 königlichen Dörfern. die dem Amt Stolp unterstanden. Die Prästationstabellen dieses Amtes von 1732 enthalten die Eintragung:

Freischulze. Peter Klähn. Bauern: 2. Jochem Steinfeldt, 3. Martin Hoffmeister, 4. Michel Schultze, 5. Peter Varsbotter, 6. Jochem Steinfeldt sen., 7. Peter Zeßin, 8. Peter Grantzow, 9. Michel Schultz sen., 10. Peter Höpner, 11. Peter Veylahn, 12. Daniel Höpner, 13. Hanß Höpner, 14. Martin Varsbotter, 15. Peter Voß, 16. Jochem Varsbotter. 17. Peter Albrecht. Cossäthen: 1. Greger Neubüser, 2. Martin Selck. Schmied: Martin Albrecht.

Nach Brüggemann hatte Horst um 1784 mit dem Freischulzen siebzehn Bauern, die keine Naturaldienste leisteten, sondern Dienstgeld gaben, zwei Halbbauern (darunter einen Schmied), zwei Kossäten, zehn Büdner, einen Schulmeister und insgesamt 33 Feuerstellen. Horst war zuletzt ein großes Bauerndorf. Im Jahre 1939 hatte es 98 landwirtschaftliche Betriebe, die sich wie folgt zusammensetzten:

41 mit 0,5 bis unter 5 ha
32 mit 5 bis unter 10 ha
9 mit 10 bis unter 20 ha
16 mit 20 bis unter 100 ha

Im letzten Güteradreßbuch werden als Bauernhofbesitzer namentlich genannt:
Reinhold Granzow 21 ha Paul Schulz 45 ha
Reinhold Groth 21 ha Willy Schulz 49 ha
Ernst Höppner 40 ha Franz Steinfeld 20 ha
Reinhold Höppner 27 ha Friedrich Steinfeld 25 ha
Franz Hoffmeister 31 ha Gerhard Steinfeld 24 ha
Friedrich Kunde 21 ha Otto Steinfeld 47 ha
Richard Kunde 20 ha Walter Steinfeld 24 ha
Hulda Plath 24 ha Franz Voß 34 ha

Sie besaßen bis zu fünf Pferde, acht bis 20 Stück Rindvieh, einige Schafe und einige Bauern über 30 Schweine. Der durchschnittliche Grundsteuerreinertrag auf ein Hektar gehörte mit 17,30 RM zu den höchsten im Landkreis (Durchschnitt 5,95 RM). Am 10. Mai 1934 wurden auf einem Festakt in Starkow Vertretern von 131 pommerschen Bauernfamilien. die seit über 200 Jahren auf ihren Höfen gesessen hatten, handgeschnitzte eichene Ehrentafeln überreicht. Aus Horst gehörten dazu vier Geschlechter, die urkundlich nachweisbar waren seit:

1569 Otto Steinfeldt 1569 Reinhold Schulz
1569 Friedrich Kunde 1689 Reinhold Granzow I

Handel und Handwerk waren gut entwickelt. Das Reichsadreßbuch 1941/42 nennt die Ländliche Spar- und Darlehnskasse EGmbH., das Baugeschäft Gerhard Walter, den Gasthof mit Gemischtwarenhandlung Franz Walter, die Schmiede Willi Musch, den Schneider H. Ziebell, die Schuhmacher Paul Voll und Richard Ziebell, den Stellmacher Herbert Zessin und die Tischler W. O. Walter und Ewald Ziebell.

Alle Bewohner waren evangelisch. Horst gehörte zum Kirchspiel Dünnow und damit zum Kirchenkreis Stolp-Stadt. Die Volksschule war dreistufig. Sie hatte drei Klassen und zwei Lehrer, die 96 Schulkinder unterrichteten. Auch die Kinder aus dem Ortsteil Neu Dünnow der Gemeinde Dünnow und aus einem Teil von Groß Brüskow gingen in Horst zur Schule. Lehrer waren Schneider, Görs, Martin Pysall und Paul Rotzien.

Die Flucht vor den heranrückenden Russen war den Bewohnern nicht mehr möglich. Am 8. März 1945 wurde das Dorf von den Russen besetzt. Ein Bewohner wurde von ihnen erschossen. Da Horst von den Russen zum Sperrgebiet erklärt wurde, mußten alle Bewohner den Ort verlassen. Sie fanden in Lossin und Veddin Unterkunft und kehrten am 10. Mai zurück. Im August 1945 übernahmen die Polen das Dorf. Sie besetzten die Höfe und Häuser und verdrängten die Bewohner aus ihrem Besitz. Die letzten mußten im Oktober 1947 Horst verlassen. Die Heimatortskartei Pommern hat später 160 von ihnen in der Bundesrepublik Deutschland und 201 in der DDR ermittelt. Aus der deutschen Gemeinde Horst wurde das polnische Peplino.

Kriegs- und Vertreibungsverluste: 34 Gefallene, 16 Ziviltote und 31 vermißte ("ungeklärte Fälle").

(Quelle: "Der Landkreis Stolp in Pommern" Zeugnisse seiner deutschen Vergangenheit von Karl-Heinz Pagel)

(Quelle: BBF / DIPF / Archiv, Sammlungen der Gutachterstelle des BIL. Lehrerkartei und Personalbögen.)