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Plassow (Deutsch Plassow)



Am östlichen Ufer des Glaskow-Baches, der hier in die Grundmoräne einschneidet, liegt unmittelbar an der südöstlichen Grenze zum Stadtkreis die Gemeinde Plassow, die bis 1937 Deutsch Plassow hieß. Zu beiden Seiten des Baches dehnten sich auf flachwelliger Grundmoräne weite Ackerflächen aus, und im Osten erhebt sich der 85,6 m hohe Flachs-Berg. Von Stolp aus gelangte man auf dem Plassower Weg in das der Stadt benachbarte Dorf jenseits des Glaskow-Baches.

Einige Angaben über die Gemeinde Plassow aus der Zeit vor 1945 in Kurzform:

Zugehörige Ortsteile: (1) Kussow

Gemeindefläche in ha 889
Wohnbevölkerung am 17.Mai 1939 295
Zahl der Haushaltungen 67
Zahl der Wohnhäuser 1925 31
Amtsbezirk Krampe
Standesamtsbezirk Krampe
Gendarmeriebezirk Gumbin
Amtsgerichtsbezirk Stolp
Gemeindevorsteher 1931 Ruhnow
Bürgermeister 1937 Bauer Franz Ruhnow
Nächste Bahnstation Krampe
Entfernung 2,5 km
Bahnlinie Stolp - Budow (Stolpetalbahn)
Poststelle Gumbin
Letzte postalische Anschrift Plassow über Stolp


Der historischen Dorfform nach ist Deutsch Plassow ein Zeilendorf. 1440 saß Lorenz von Puttkamer auf Nossin und Deutsch Plassow. Seit 1441 erscheint er urkundlich als Landvogt von Stolp. 1587 wird Hans Puttkamer zu Plassow genannt. Die Hufen-Klassifikation von 1717 enthält die Eintragung:

Besitzer: Marx v. Puttkamer. Bauern à ¾ Lh.: 1. Jürgen Rach, 2. Greger Kroll, 3. Hanß Rach, 4. Carsten Kroll. Cossäthen: 1. Jacob Bütow, 2. Peter Steinicke, 3. Marten Albrecht.

Der Hauptmann Christian Ulrich von Puttkamer trat den Besitz 1739 zum Brautschatz seines Schwiegersohnes Heinrich von Below ab. Dann wurde es 1742 mit Rückkaufsvorbehalt dem Domänenrat Siegmund Haisnky verkauft. Nachdem es in Konkurs geraten war, kam es in den Besitz der Familie von Zastrow. Nach Brüggemann hatte Deutsch Plassow um 1784 ein Vorwerk, eine Wassermühle, vier Bauern, drei Kossä­ten und insgesamt vierzehn Feuerstellen, dazu eine Holzwärterwohnung. 1789 erwarb Johann Peter von Puttkamer das Gut von einer Frau von Bandemer. Nach der Allodifizierung wurde es von den Puttkamers verkauft. 1861 kaufte es der Major von Bassewitz für 101000 Taler. Laut Adreßbuch waren die letzten Besitzer des zunächst noch 739 ha großen Gutes 1884 Dr. F. Freiherr v.d. Goltz, 1910 Rüdiger Freiherr v.d. Goltz und Magnus Freiherr v.d. Goltz, 1928 der Magistrat der Stadt Stolp und 1938 Barnim Hüttner. Das Rittergut hatte zuletzt eine Betriebsfläche von 154 ha. Davon waren 135 ha Ackerland, 10 ha Wiesen, 5 ha Weiden, 2 ha Wald und 2 ha Unland, Hofraum und Wege. Der Viehbestand belief sich auf 18 Pferde, 51 Stück Rindvieh und ein Schwein. Außer dem Gut gab es in Plassow 9 landwirtschaftliche Betriebe, die sich wie folgt zusammensetzten:

3 mit 5 und unter 10 ha
2 mit 10 und unter 20 ha
4 mit 20 und unter 100 ha

Im letzten Güteradreßbuch werden 1938 als Bauernhofbesitzer genannt:

Max Neitzke 27 ha Paul Schmidt 21 ha
Franz Ruhnow 20 ha Witwe Witt 51 ha
Franz Schmidt 21 ha

Die Bauern besaßen jeweils zwei bis fünf Pferde, bis zu 15 Stück Rindvieh und zwölf bis 20 Schweine. Der durchschnittliche Grundsteuerreinertrag auf ein Hektar lag mit 9,18 RM erheblich über dem Kreisdurchschnitt (5,95 KM). Als Schuhmacher hatte sich Paul Nahl im Dorf niedergelassen.

Das früher selbständige Kussow, vor den Toren der Stadt gelegen, grenzte im Osten auf dem Flachs-Berg an Kriwan, im Westen an Stolp. Durch seine große Ausdehnung war die Bewirtschaftung des Gutes sehr erschwert. Lippold von Behr verkaufte es 1329 an den Deutschordenskomtur Ulrich von Haugwitz in Stolp "für ein Streitroß und 50 Mark slawischer Pfennige". Im Jahre 1357 erhielt es Henseken Zitzewitz vom Bischof von Cammin zu Lehen, und seit dieser Zeit ist es bis 1930 ohne Unterbrechung im Besitz der Familie von Zitzewitz gewesen. Die Hufen-Klassifikation von 1717 enthält die Eintragung:

Besitzer: LandVoigt Lorentz Ludewig von Zitzewitz. Keine Bauern.

Nach Brüggemann hatte Kussow um 1784 ein Vorwerk, einen Kalkofen, drei Bauern, einen Kossäten und insgesamt zehn Feuerstellen. Als die Polen im Dienste Napoleons 1807 mit 2000 Mann über Stolp herfielen, diente Kussow dem polnischen General Solnicki als Hauptquartier. Hierhin nahmen sie auch den Stadtverordneten Geers mit und ließen ihn erst nach Zahlung einer Kriegskontribution frei. Bei der Erbteilung ging Kussow 1806 auf Heinrich von Zitzewitz über, der außer Dumröse und Kussow auch Groß und Klein Krien, Mahnwitz und Jamrin erwarb. Nach dessen Tode gingen Dumröse und Kussow 1834 auf Hermann von Zitzewitz über, und 1876 erhielt sein Sohn Paul Dumröse und Max Kussow. Bevor letzterer 1913 zu Kussow starb, hatte er den Besitz für 18 Jahre an seinen Schwiegervater, den Major a.D. von Zanthier, verpachtet. Den in langer Pachtzeit heruntergewirtschafteten Besitz verkaufte Max Hermann von Zitzewitz an Werner Scheunemann, der somit der letzte Besitzer von Kussow ist. Im Jahre 1938 hatte das 490,5 ha große Rittergut 319,5 ha Ackerland, 19 ha Wiesen, 20,5 ha Weiden, 115.5 ha Holzungen, 12,5 ha Unland, Hofraum und Wege, 3,5 ha Wasserfläche sowie einen Viehbestand von 22 Pferden, 98 Stück Rindvieh, 500 Schafen und 250 Schweinen. Kussow war berühmt durch den selten schönen von Max von Zitzewitz angelegten Park, mit sehr vielen Fischteichen für Karpfen und Forellen. Das Herrenhaus ist in den sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts erbaut worden. "Es war ein geschmackvoller, praktischer Bau, der in die Parklandschaft gut hineinpaßte."

Im Jahre 1630 gründete Jürgen von Boehn in Deutsch Plassow eine Kapelle. Sie unterstand der Petrikirche zu Stolp und gehörte damit zum Kirchenkreis Stolp-Altstadt. Die Dorfbevölkerung war evangelisch. Im Jahre 1925 hatte Plassow einen Bewohner katholischer Konfession (0,3 v.H.). Die Volksschule war zweistufig. In zwei Klassen unterrichtete im Jahre 1932 ein Lehrer 62 Schulkinder. Es war Paul Schardin.

Als die Russen kamen, wurden am 7. März 1945 die Arbeiter des Gutes Kussow bei Krampe östlich der Stolpe zum Schanzen eingesetzt. Sie kehrten gegen 13 Uhr zum Hofe zurück und berichteten, daß sie vom westlichen Stolpeufer beschossen worden seien. Kussow wurde gegen 16 Uhr von einem Zug deutscher Infanterie besetzt, der Befehl hatte, sich um Mitternacht 24 Uhr nach Osten zurückzuziehen. Ein Räumungsbefehl wurde am 7. März nicht mehr erteilt. Als der Besitzer des Gutes Kussow den Ortsgruppenleiter in Gumbin fragte, erhielt er die Antwort, daß die Flucht jedem freigestellt sei. Gegen 17 Uhr brachen alle Bewohner von Plassow und Kussow auf. Der Kussower Treck bestand aus sieben bis acht Wagen mit Gummireifen, drei Leiterwagen und zwei leichten Kutschwagen. Es bestand die Anordnung, unter Vermeidung der Chaussee Stolp-Lauenburg in nordöstlicher Richtung nach Gotenhafen zu fliehen. Der Treck zog über Gumbin, Warbelow, Dumröse. Hebrondamnitz, Rexin und kam bis Stojentin, wo er überrollt wurde. Am 12. März kehrten die geflohenen Bewohner von Kussow zurück. Das Gutshaus und ein Arbeiterhaus waren niedergebrannt. Auch die zur Flucht aufgebrochenen Bewohner von Plassow wurden noch innerhalb des Stolper Landkreises von den Russen eingeholt. Der Ritterguts­besitzer Hüttner und Frau nahmen sich am 9. März in Bewersdorf beim Eintreffen der Russen das Leben. Zwei Männer wurden bei der Rückkehr ins Heimatdorf erschos­sen. Im Dorf hatten sich inzwischen zahlreiche Flüchtlinge aus Stolp und den benach­barten Kreisen und insbesondere aus Ost- und Westpreußen einquartiert. Gutsbesitzer Scheunemann wurde von den Russen geschlagen und mißhandelt. Nur langsam besserten sich die Verhältnisse. Doch nach den Russen kamen die Polen. Das Gut Kussow behielten die Russen bis 1947/48 in Besitz. Für die Kinder der von den Polen zwangsweise als Arbeitskräfte zurückgehaltenen Familien ließen die Polen 1952 die Einrichtung einer deutschen Schule zu, die auch von den deutschen Kindern aus den Nachbardörfern besucht wurde. Die Heimatortskartei Pommern hat später 154 Dorf­bewohner in der Bundesrepublik Deutschland und 84 in der DDR ermittelt. Aus der deutschen Gemeinde Plassow wurde das polnische Plaszewko.

Kriegs- und Vertreibungsverluste: 8 Gefallene, 22 Ziviltote und 46 Vermißte ("ungeklärte Fälle").

Literatur

PUB VII Nr. 4535
E. v. Puttkamer, Geschichte des Geschlechts v. Puttkamer, S. 502, 537, 554, 576 (weitere Hinweise S. 874)
v. Zitzewitz, Familienchronik, S. 158, 191-194, 201-204
Ost-Dok. 1 Nr. 173, pag. 455-458
Aus der Heimat. In: Stolper Heimatblatt 1952, Nr. 3

(Quelle: "Der Landkreis Stolp in Pommern" Zeugnisse seiner deutschen Vergangenheit von Karl-Heinz Pagel)

(Quelle: BBF / DIPF / Archiv, Sammlungen der Gutachterstelle des BIL. Lehrerkartei und Personalbögen.)