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Pommern Wappen

Buchhorst

(gehört zur Gemeinde Groß Brüskow)


Die nordwestlich von Stolp am Groß Brüskower Moor gelegene Landgemeinde Groß Brüskow war ein Kirchdorf. Nach Norden zu dehnten sich auf ebener Grundmoräne weite Ackerflächen bis zu den Ortsteilen Friedrichsthal und Dodow und bis zur Brüskower Heide aus. Auch der östliche Teil des Staatsforstes Stolp gehörte noch zum Gemeindegebiet. Die Grenze zur Nachbargemeinde Birkow verlief etwa in der Mitte des Brüskower Moores. Von Stolp aus führte die Brüskower Chaussee über Groß und Klein Brüskow nach Mützenow und in den Kreis Schlawe.

Einige Angaben über die Gemeinde Groß Brüskow aus der Zeit vor 1945 in Kurzform:
Zugehörige Ortsteile: (4) Dodow, Friedrichsthal, Forsthäuser: Buchhorst und Scharfenstein

Gemeindefläche in ha 1860
Wohnbevölkerung am 17.Mai 1939 608
Zahl der Haushaltungen 154
Zahl der Wohnhäuser 1925 87
Amtsbezirk Groß Brüskow
Standesamtsbezirk Groß Brüskow
Gendarmeriebezirk Klein Strellin
Amtsgerichtsbezirk Stolp
Gemeindevorsteher 1931 Voß
Bürgermeister 1937 Bauer Ernst Holtz
Nächste Bahnstation Stolp
Entfernung 9 km
Bahnlinie Stettin - Groß Boschpol - Danzig (Reichsbahn)
Poststelle Groß Brüskow
Letzte postalische Anschrift Groß Brüskow über Stolp (Pom.)

Der historischen Dorfform nach ist Groß Brüskow ein Hufeisendorf. Im Jahr 1347 wird ein Zanyst de Brüskow genannt und 1407 als Besitzer ein von Kleist. In preußischer Zeit gehörte Groß Brüskow zu den achtzehn königlichen Dörfern, die dem Amt Stolp unterstanden. Die Prästationstabellen dieses Amtes von 1732 enthalten die Eintragung:

Schulze: Paul Holtz, Bauern: 2. Hanß Albrecht, 3. Peter Schmidt, 4. Jochem Voß, 5. Peter Schmidt jun., 6. Gregor Albrecht, 7. Jacob Voyelahn, Cossäth: 1. Martin Schultz, 2. Jacob Wendt, 3. Jochem Voyelahn, Grundgeld: 1. Michel Schmidt, 2. Greger Schmidt.

Um 1784 hatte Groß Brüskow einen Prediger, sieben Bauern mit dem Schulzen, drei Kossäten, acht Büdner, unter denen sich ein Schmied befand, einem Schulmeister und insgesamt 21 Feuerstellen. Etwa um 1780 entstand Scharfenstein, das zuletzt in Groß Brüskow eingemeindet war. Nach Brüggmann gab es dort zwölf Büdner. Diese gaben Grundgeld und ernährten sich von ihren Gärten, der Viehzucht und vom Tagelohn. Zuletzt war Groß Brüskow ein Bauerndorf. Im Jahr 1939 hatte es 88 landwirtschaftliche Betriebe, die sich wie folgt zusammensetzten:

46 mit 0,5 bis unter 5 ha
17 mit 5 bis unter 10 ha
14 mit 10 bis unter 20 ha
11 mit 20 bis unter 100 ha

Im letzten Güteradreßbuch werden als Bauernhofbesitzer namentlich genannt:

August Albrecht 65 ha Ernst Holtz 30 ha
Johannes Albrecht 24 ha August Schmidt 28 ha
Karl Albrecht 62 ha August Voß 28 ha
Reinhold Albrecht 34 ha Fritz Köpke in Dodow 40 ha

Der durchschnittliche Grundsteuerreinertrag auf ein Hektar lag mit 6,05 RM im Kreisdurchschnitt (5,95 RM).

Handel und Handwerk waren in Groß Brüskow gut entwickelt. Das Reichsadreßbuch gibt Hinweise auf folgende Betriebe: die Ländliche Spar- und Darlehnskasse EGmbH, den Fleischer Klemm, die Gasthöfe Minna Strauß und Willy Dahlke in Friedrichsthal, die Gemischtwarenhandlung F. Albrecht, die Mühle Gerhard Jenz, die Schmiede Wilhelm Rosenberg, die Schneider Franz Albrecht, W. Granzow und P. Groth, den Schuhmacher K. Albrecht, den Stellmacher F. Albrecht, die Tischler H. Albrecht, P. Pigorsch und Joh. Schrock, die Viehhandlung Reinh. Duske und die Ziegelei Fritz Koepke in Dodow.

Aus Groß Brüskow stammt der Dichter und Komponist, Dirigent und Pädagoge Petrus Laurentius Wockenfuß, der hier als Sohn des Pastors am 17. März 1675 geboren wurde.
Die Kirche in Groß Brüskow wird 1490 in einer Urkunde erstmals genannt: Dominus Sifridus Christiani commendam super ecclesia sua in villa brusskouw ad triennium obtinuit. Die alte Kirche in Groß Brüskow mußte 1863 einem Neubau weichen. In das Mittelfenster des Chores war ein kleines Wappenbild mit Unterschrift eingesetzt. Diese enthielt den vollen Titel des Herzogs Ernst Bogislaw von Croy. Die Malerei stammte demnach aus der Mitte oder der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Erhalten geblieben war eine Taufschüssel aus Messing mit dem Relief der Verkündigung und Zierumschrift. Die Glocken besassen keine Aufschriften. Die eine war auf der Halsfläche mit dem Wappen des deutschen Ordens und auf dem Mantel mit dem Haupte Christi geziert. Die andere war ganz glatt und offenbar mittelalterlich. Von einem Glockenfriedhof in der Bundesrepublik kam diese 1594 gegossene Glocke 1963 in die von Heimatvertriebenen bewohnte Siedlung Friexheim im Kreis Grevenbroich.

Mit Groß Brüskow verbunden war seit 1522 das Kirchspiel Schwolow. Es sollte 1586 abgetrennt werden, verblieb dann aber als Filial bei Groß Brüskow. In den Ietzten hundert Jahren vor der Vertreibung haben in Groß Brüskow als Pastoren gewirkt:

Franz Eduard Theodor Blaurock 1838 - 1885
Ernst Hermann Fuchs 1887 - 1913?
Hermann Ludwig Albert Ristow 1913 - 1933
Heinrich Runkel 1933 - 1945

Die Pfarre Groß Brüskow umfaßte die Kirchengemeinden Groß Brüskow und Schwolow. Das Kirchspiel hatte 1940 fünf eingepfarrte Ortschaften und 1238 Gemeindemitglieder. Eingepfarrt waren Grünhagen, Klein Brüskow und in die Kirchengemeinde Schwolow die Ortschaft SteinwaId (teilweise). Der Ortsteil Forsthäuser Buchhorst der Gemeinde Groß Brüskow gehörte zum Kirchspiel Dünnow. Das Patronat war staatlich. Die Besetzung der Pfarrstelle erfolgte nach dem Pfarrerwahlgesetz. Das Kirchspiel Groß Brüskow gehörte zum Kirchenkreis Stolp - Stadt. Im Jahre 1925 hatte Groß Brüskow zwölf Bewohner katholischer Konfession (2,1 v.H.). Alle anderen Bewohner waren evangelisch.

Von einer Schule in Groß Brüskow wird zum ersten Mal 1664 gesprochen. Wahrscheinlich erteilte der Pastor selbst den Unterricht, wie das einige Jahre später ausdrücklich bezeugt wird. Erster Schulmeister war 1711 der Einwohner Hans Keip. In der im Jahre 1932 dreistufigen Volksschule unterrichteten zwei Lehrer in drei Klassen 76 Schulkinder. Viele Schüler aus Groß Brüskow gingen in Horst und Steinwald zur Schule. lm Jahre 1908 wurde Herbert Zielke aus Muttrin, welcher wahrhaftig Hubert Zielke heißt, Lehrer und auf die zweite 1924 eingerichtete Lehrerstelle Karl Radtke berufen. Als weiterer Lehrer in Groß Brüskow wird Richard Gendrullis genannt.

Es war in den ersten Märztagen 1945 in Groß Brüskow wenig davon zu spüren, daß die Russen schon ganz in der Nähe waren. Am Sonntag, dem 4. März, wurde Konfirmation gefeiert. Doch schon am folgenden Tage gab der Bürgermeister den Befehl, das Dorf zu räumen. Eine Verschiebung dieser Anordnung hatte zur Folge, daß die Bewohner schließlich an Ort und Stelle vom Feinde überrascht wurden. Groß Brüskow wurde am 8. März morgens kampflos von den Russen besetzt. Das Dorf war voll von Trecks aus Ost- und Westpreußen. "Schlimm waren in den ersten Wochen der russischen Besetzung die Vergewaltigungen der deutschen Frauen und Mädchen. Andererseits zeigten sich die Russen immer wieder als mildtätig im Abgeben von Lebensmitteln, so daß durch sie mancher Hunger gestillt worden ist" Am 30. März mußten die Brüskower ihr Heimatdorf vorübergehend verlassen, weil es innerhalb des russischen Sperrgebiets an der Ostseeküste lag. Sie gingen in die Nachbargemeinde Birkow. Im Sommer erhielt Groß Brüskow eine russische Kommandantur, der auch Birkow unterstellt wurde. Der neue Kommandant ließ die Felder bestellen und gab die Erlaubnis, Gottesdienst abzuhalten. Pastor Runkel predigte fortan jeden Sonntag in der alten Kirche. Als der russische Kommandant mit seinen Soldaten nach Groß Masswitz im Kreise Lauenburg abzog, drangen die Polen in das Dorf ein. "Damit begann ein neues Schreckensregiment in den Ortschaften. Es kamen alle Tage neue Polen an und setzten sich auf die Höfe, trieben die Leute in die kleinsten Stuben der Häuser, nahmen alIes an sich und betrachteten alles als ihr Eigentum..." Auf der polnischen Kommandantur wurden die deutschen Bewohner von der Miliz verhört, geschlagen und gefoltert. Die Vertreibung begann. Am 16. August 1946 trieben die Polen viele Brüskower, unter ihnen Pastor RunkeI, im Saal der Gastwirtschaft Strauß zusammen, und am folgenden Tag wurden sie von Stolp aus abtransportiert. Weitere Transporte folgten. Die Heimatortskartei Pommern hat später 186 Dorfbewohner in der Bundesrepublik Deutschland und 188 in der DDR ermittelt. Aus dem deutschen Bauerndorf Groß Brüskow wurde das polnische Bruskowo Wielkie.
Kriegs- und Vertreibungsverluste: 36 Gefallene, 31 Ziviltote und 76 Vermißte ("ungeklärte Fälle").

Literatur
Horn, F.: Revolte in Groß Brüskow. In: Ostpommersche Heimat 1936, Nr. 34
Horn, F.: Ein berümter Musiker aus dem Kreis Stolp. Petrus Laurentius Wockenfuß und seine Ahnen in Großbrüskow und Mützenow. In: Ostpommersche Heimat 1936, Nr. 48 - 51
Horn, F.: Die Schule Großbrüskow und ihre Lehrer (geschrieben um 1924). In: Die Pommersche Zeitung vom 11. Oktober 1969, S. 4
Ost-Dok. 1 Nr. 172, pag. 175 - 178
Granzow, Johann: Das Sterben von Birkow. Chronik eines ostpommerschen Dorfes unter der Russen- und Polenherrschaft 1945/46. In: Stolper Heimatblatt 1964. S. 78 - 88, 112 - 120, 141 - 149 (mit vielen Angaben über Groß Brüskow)
Brüskows Glocke im Rheinland. In: Pommersche Zeitung vom 6 September 1969, S. 4

(Quelle: "Der Landkreis Stolp in Pommern" Zeugnisse seiner deutschen Vergangenheit von Karl-Heinz Pagel)

(Quelle: BBF / DIPF / Archiv, Sammlungen der Gutachterstelle des BIL. Lehrerkartei und Personalbögen.)